Klingt nach Science-Fiction, ist aber tatsächlich passiert: Ein US-Forschungsteam hat Mäuse mit Mammutfell gezüchtet. Doch was steckt hinter diesem Experiment, und bringt es uns wirklich der Wiederbelebung des Wollhaarmammuts näher?
Die Forscherinnen und Forscher haben mehr als 100 Genome von Mammuts und Elefanten analysiert. Dabei identifizierten sie Gene, die vermutlich für das dichte Fell und die dicke Fettschicht des Mammuts verantwortlich waren.
Laut Tina Howard aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten konnten die Forschenden so feststellen, welche genetischen Merkmale für das typische Mammutfell verantwortlich sein könnten. Diese Gene wurden mithilfe der Genschere CRISPR-Cas in das Erbgut von Mäusen eingebaut.
"Einmal haben sie befruchtete Eizellen genetisch verändert, und einmal haben sie veränderte Stammzellen in Mäuse-Embryonen eingepflanzt."
Tina Howard erklärt, dass die Forschenden einerseits befruchtete Eizellen genetisch verändert sowie veränderte Stammzellen in Mäuse-Embryonen eingepflanzt hätten.
Beide Methoden hätten schließlich dazu geführt, dass die Mäuse langes, braunes, gewelltes Fell entwickelten. Damit sei zumindest bewiesen, dass sich bestimmte Mammut-Gene in Mäusen aktivieren ließen.
Ein echter Fortschritt oder doch nur PR?
Die Firma, die hinter der Studie steckt, bewirbt das Experiment als Meilenstein auf dem Weg zur Wiederbelebung des Mammuts. Doch viele Fachleute sind skeptisch.
"Die Firma verkauft das als Riesenschritt zur Wiederbelebung des Mammuts. Aber alle Expertinnen und Experten auf dem Gebiet halten das, gelinde gesagt, für übertrieben."
Tina Howard weist darauf hin, dass es sich hier um eine Studie handle, die noch nicht von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft wurde. Zudem gebe es wirtschaftliche Interessen, die die Bewertung der Ergebnisse beeinflussen könnten.
"Die Autorinnen und Autoren können Aktien der Firma halten. Sie haben also ein Interesse daran, wie diese Veröffentlichung aufgenommen wird."
Die Forschenden, die an der Studie beteiligt sind, hätten möglicherweise finanzielle Vorteile von positiven Schlagzeilen.
Folgen nach Mäusen jetzt Elefanten?
Während die Gen-Manipulation bei Mäusen bereits funktioniert, wäre der Übertrag auf Elefanten weitaus komplizierter.
"Wenn du wirklich Mammuts nachzüchten willst, würdest du die engsten lebenden Verwandten nehmen – das sind Elefanten."
Elefanten seien der natürlichste Ausgangspunkt für eine Mammut-Wiederbelebung, allerdings sei die künstliche Befruchtung bei Elefanten bislang noch nie gelungen.
"Die künstliche Befruchtung bei Elefanten ist bisher noch nie gelungen."
Zusätzlich macht die lange Fortpflanzungszeit der Elefanten eine Umsetzung extrem schwierig. Elefanten würden nur alle zwei bis vier Jahre ein einziges Kalb zur Welt bringen können.
Bei Mäusen sei dies deutlich einfacher: Sie können bis zu achtmal pro Jahr Nachwuchs bekommen. Auch die hohe Sterblichkeitsrate in der Studie gibt zu denken:
"Weniger als zehn Prozent der genetisch veränderten Mäuse in dieser Studie wurden lebend geboren, über 90 Prozent starben im Mutterleib."
Selbst wenn es gelänge, Elefanten genetisch zu verändern, sei es fraglich, ob daraus tatsächlich Mammuts entstehen würden. Tierversuche hätten gezeigt, dass genetische Manipulationen bei Mäusen nicht ohne Weiteres auf andere Spezies übertragbar sind.
Mammuts aus dem Labor?
Bringt uns das Experiment dem Mammut näher? Howard bleibt skeptisch. Ein Mammut sei eben nicht einfach nur ein Elefant mit Fell.
"Im Prinzip müsste man das gesamte Elefantengenom nehmen und jede einzelne Veränderung nachbauen, die es damals bei Mammuts gab – ohne ein echtes Mammut zum Vergleich."
Das heißt, selbst wenn man das Mammut-Genom rekonstruieren könnte, sei nicht garantiert, dass die veränderten Elefanten tatsächlich wie Mammuts aussähen oder sich wie sie verhielten.
Und jede genetische Modifikation sei mit Risiken verbunden und könnte unabsehbare Folgen haben.