Frauen und Männer werden unterschiedlich bezahlt. Die Frage ist: Liegt es wirklich am Geschlecht? Einiges weist darauf hin, dass das eher nicht die Erklärung ist. Zudem: Der Unterschied wird kleiner.
Frauen und Männer bekommen unterschiedlich viel Geld für die gleiche Arbeit. Dieser Verdienstunterschied wird in Deutschland laut des Instituts der deutschen Wirtschaft aber kleiner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzstudie des arbeitgebernahen Instituts.
2010 betrug die bereinigte Lohnlücke noch 7,7 Prozent, im Jahr 2014 waren es noch 5,8 Prozent.
Unterschied bereinigt vs. unbereinigt
Bei der sogenannten bereinigten Lohnlücke werden Faktoren wie Teilzeitarbeit, Beruf, Branche, Betriebsgröße, Bildungsgrad herausgerechnet. Es werden also nur die Gehälter von Menschen verglichen, die auch für vergleichbare Aufgaben bezahlt werden – nicht die Einkünfte von Frauen und Männern insgesamt. Bei dieser Berechnung spielt es also zum Beispiel keine Rolle, dass Frauen deutlich häufiger als Männer soziale Berufe ausüben, die schlechter bezahlt werden als zum Beispiel Ingenieurs- oder kaufmännische Jobs.
Wird dieser Aspekt unberücksichtigt gelassen so wie viele weitere, dann spricht man von der unbereinigten Lohnlücke. Bei dieser wird einfach der tatsächliche Lohn von Männern und Frauen verglichen, unabhängig davon, um welchen Beruf und um welches Arbeitszeitmodell es sich handelt. Nach dieser Berechnungsmethode lag der Gender Pay Gap in Deutschland im Jahr 2010 bei 22 Prozent, vier Jahre später lag er bei 20,7 Prozent. Auch die unbereinigte Lohnlücke zeigt also einen kleinen Rückgang des Unterschieds in der Bezahlung von Männern und Frauen.
Deutschland: Geringer Gender Pay Gap im Vergleich
Deutschland steht im internationalen Vergleich gut da und weist eine so geringe bereinigte Lohnlücke auf wie fast kein anderes Land. Hier ist aber wichtig zu wissen: Verglichen wird hier der Vollzeit-Rechtsanwalt mit der Vollzeit-Rechtsanwältin oder der Teilzeit-Krankenpfleger mit der Teilzeit-Krankenschwester.
Ein großer Gender Gap ergibt sich bei der unbereinigten Lohnlücke, wenn also nicht berücksichtigt wird, dass mehr Frauen als Männer in Teilzeit und in schlechter bezahlten Berufen arbeiten. Der entscheidende Faktor ist hier aber vermutlich nicht das Geschlecht, sondern zum Beispiel die Branche und die Arbeitszeit. Treffender statt "Gender Gap" wäre also eher ein Begriff wie "Job Gap" oder "Arbeitszeit Gap".
"Ich würde vermuten, dass die bereinigte Lohnlücke noch geringer ausfällt, wenn man weitere Faktoren mit reinnehmen könnte, dass man am Ende eine noch geringere bereinigte Lohnlücke hat und eigentlich noch mehr des Lohnunterschieds erklären kann."
Die gute Nachricht von der sich verkleinernden Lohnlücke verbindet das Institut der deutschen Wirtschaft mit sanfter Kritik an Transparenzmaßnahmen der EU, was Gehälter angeht und die pauschale Verpflichtung von Arbeitgebern. Dies sei nicht sachgerecht. Widerspruch kommt vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut. Ein Diskussionspapier von Februar 2019 begrüßt weitreichende Transparenz bei den Gehältern deutlich.
- Studie zum Gender Gap: Noch 202 Jahre bis zur Gleichberechtigung | Bis zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern kann es noch dauern. Das Weltwirtschaftsforum rechnet mit rund 200 Jahren. Wir haben uns seinen Report angesehen und geguckt, wie es schneller gehen könnte.
- Gender Pay Gap: "Und, was verdient er so?" | Entgeldtransparenzgesetz klingt unsexy, ist aber sinnvoll: In Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten dürfen die Arbeitnehmer fragen, wie viel Geld ihre Kollegen verdienen. Dadurch soll die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen geschlossen werden, die es immer noch gibt. Und zwar bei gleichen Qualifikationen mit der gleichen Arbeit.
- Gender Pay Gap: Darum verdienen Frauen und Männer unterschiedlich viel | In manchen Regionen Deutschlands verdienen Frauen mehr als Männer, anderswo ist es umgekehrt. Entscheidend für den Gender Pay Gap ist allerdings die Berufswahl: Frauen wählen häufiger als Männer schlechter bezahlte soziale Berufe.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de