Auf einer Forschungsstation in der Antarktis testen Wissenschaftler, wie Pflanzen unter extremen Bedingungen wachsen können. Für lange Expeditionen ins All ist es wichtig, die Astronauten mit Gemüse und Obst versorgen zu können. Zum Beispiel bei einer Marsmission.
Ein bemannter Flug zum Mars würde schätzungsweise sieben bis acht Monate dauern. Eines der Probleme, das sich daraus ergibt, die Astronauten müssen die richtige Nahrung erhalten, damit sie keine Mangelerscheinungen bekommen. Sie benötigen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Die sind in Obst und Gemüse enthalten.
Das Problem: Diese Lebensmittel halten sich nicht besonders lang, nach wenigen Wochen wären die Vorräte aufgebraucht. Die Astronauten würden langfristig an Mangelerscheinungen leiden. Ähnlich wie vor wenigen Jahrhunderten bei Seefahrern, die aus Mangel an Zitrusfrüchten an Skorbut erkrankten.
"Wenn man zwei, drei Wochen lang keinen Salat, keine Radieschen, keine Gurken mehr hat, dann freut sich jeder auf den ersten frisch geernteten Salat."
Um dieses grundlegende Problem der Raumfahrt zu lösen, experimentieren Wissenschaftler wie Paul Zabel mit dem Gemüseanbau unter extremen Bedingungen. Paul lebt und arbeitet auf der Polarforschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Hier sind Salat, Gemüse und Obst nicht nur eine Beilage - sie sind absolutes Highlight.
Ernteerfolg unter extremen Bedingungen
Schon seit Mitte März haben er und seine Kollegen auf der Station auf diese Lebensmittel verzichten müssen. Doch die Wartezeit ist nun vorbei, weil die mühsame Zucht von verschiedenen Gemüse- und Salatsorten erfolgreich war. In den vergangenen Tagen hat der Ingenieur die ersten Gurken, rund 70 Radieschen und vier verschiedene Sorten von Blattsalaten geerntet.
400 Meter von der Forschungsstation liegen zwei mit einander verbundene Schiffscontainer, in die ein hoch technologisiertes Gewächshaus eingebaut wurde. Durch die Mitte des Containers führt ein Gang, rechts und links davon befinden sich auf mehreren Regalebenen die Pflanzen. Was man hier vergeblich sucht: Erde. Stattdessen wurden viele Sensoren und Kameras eingebaut und es führen viele Kabel zwischen den Pflanzen durch.
LED-Licht ermöglicht Photosynthese
Die Pflanzen befinden sich in grauen Boxen und ihre Wurzeln hängen in der Luft. Regelmäßig kommt Paul Zabel in das Gewächshaus, um die Wurzeln mit mit Wasser und Nährstoffen zu besprühen. Die Pflanzen werden mit LED-Lichtern beleuchtet, das Licht brauchen sie für die Photosynthese, einen Prozess, der für das Wachstum der Pflanzen notwendig ist.
Bisher gedeihen Salate, Gurken und Tomaten sehr gut. Die Radieschen sollten schön scharf werden und haben dafür extra viel Licht bekommen. Die einzige Bewährungsprobe, die es bisher gab: Aufgrund von orkanartigen Sturmböen konnte der Ingenieur zwei Tage nicht von der Forschungsstation zum Gewächshaus gelangen. Geschadet hat das den Pflanzen aber nicht.
"Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wenn ich ins Gewächshaus gehe, dass die Radieschen einfach auf dem Deckel von der Pflanzenbox liegen und vor sich hinwachsen."
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