Stellt euch vor, das Telefon klingelt. Ihr bekommt einen Anruf von eurer Bank. Sie lädt zu einem Beratungsgespräch ein. Worauf es ankommt, wenn wir hingehen, und wem so ein Gespräch helfen kann, verrät Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen.
"Kann ja nicht schaden", dachte sich Dena Kelishadi, die einen solchen Anruf ihrer Bank vor einiger Zeit bekam. Man lud sie zu einem Gespräch ein. Es war nett. Dena bekam Gebäck und einen Cappuccino. Einen echten Nutzen hatte sie allerdings nicht von dem Gespräch mit ihrem Bankberater. Das liegt vielleicht auch daran, dass Dena nicht wusste, was auf sie zukam.
Beratungsgespräche mit seiner Bank zu führen - das ist an sich eine gute Sache, meint der Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen. Viele von uns wissen schließlich wenig über Geldgeschäfte oder Geldanlagen, wie sie an einen Dispo kommen können, oder wozu ein Tagesgeldkonto gut sein kann.
"Das Gesprächsanliegen per se, dagegen ist gar nichts zu sagen. Die wenigsten Leute haben, wenn sie gerade aus dem Studium kommen, eine Idee davon, wie man Geldanlage betreibt."
Keine unabhängige Beratung
Der Haken an der Sache sei allerdings, meint Tenhagen, dass die Bank uns natürlich vor allem ihre eigenen Produkte verkaufen will. Das sollten wir bei solchen Gesprächen immer im Kopf haben: Unabhängig beraten werden wir dort nicht.
"Das zentrale Problem ist, dass der Bankkaufmann, der mir da gegenübersitzt, mir vor allem Produkte seines Hauses verkaufen will - und eben nicht derjenige ist, der mit mir durch den großen Supermarkt der Finanzprodukte geht."
Zwei Tipps hat der Finanzexperte für uns, wenn wir zu solchen Gesprächen gehen:
- Niemals gleich vor Ort Verträge unterschreiben. Wir sollten immer erst vergleichen, was die Konkurrenz zu bieten hat.
- Sich vor dem Gespräch die eigenen Finanzen genau ansehen: Wie viel kommt bei mir im Monat rein? Wie viel kann ich auf die Seite packen? Wofür spare ich das Geld? Und wann brauche ich es? Je besser vorbereitet wir sind, desto konkretere Informationen können wir von unserem Bankberater erwarten.
Sparen mit Tagesgeldkonto und Co.
Tenhagen empfiehlt allen, die sparen oder Geld anlegen möchten, zunächst ein Tagesgeldkonto einzurichten: "Das ist der erste Baustein neben dem Girokonto." Auf dem Tagesgeldkonto gebe es zurzeit zwar so gut wie keine Zinsen - aber das Geld ist jederzeit verfügbar, und wir kommen nicht in den Dispo wegen kleiner, dringender Anschaffungen.
"Der zweite Baustein ist dann ein Festgeldkonto. Da kommt alles hin, was ich in den nächsten drei bis fünf Jahren garantiert nicht ausgeben will."
Für größere Projekte sei dann ein Festgeldkonto gut geeignet, meint Tenhagen. Für mittelfristige Anschaffungen wie das Auto oder die große Reise, können wir unser Geld dort sicher anlegen. Allerdings sind die Zinsen ebenfalls mager.
Aktien sind eine langfristige Anlageform
Erst danach kommen Aktien oder Aktienindex-Fonds in Frage, so Tenhagen. Diese Geldanlagen empfiehlt er dann, wenn wir mindestens zehn Jahre lang nicht an unser Geld müssen, "weil an der Börse geht es halt rauf und runter." In einzelnen Jahren könne ein Fonds Verluste einfahren. Die Erfahrung zeige aber, dass Aktienindex-Fonds langfristig eine Rendite von 6 bis 7 Prozent erzielen und darum eine gute langfristige Anlageform sind.
"Über 15 Jahre hat es noch nie einen Verlust gegeben. Die normalen Renditen in den letzten Jahrzehnten waren 6 bis 7 Prozent."
Aktienindex-Fonds eignen sich also dafür, längerfristig Geld anzulegen - für ein Haus oder eine Wohnung oder die Rente. Beim Beratungsgespräch mit der Bank geht es in der Regel auch um Alterssicherung und Rente, schließlich hat jede Bank dazu verschiedene Produkte für uns im Angebot.
Wer wirklich Bedarf hat und einen Überblick über alle Angebote haben möchte, der kann natürlich auch zu einem unabhängigen Finanzberater gehen, sagt Tenhagen. Doch solche Berater seien teuer: Mit rund 150 Euro pro Stunde müssen wir rechnen, meint er. Dafür bekommen wir dann aber Angebote von verschiedenen Banken geliefert und sparen uns selbst die Mühe, passende Produkte finden zu müssen.
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