Wer noch Geld für seinen ausgefallenen Flug bekommen möchte, kann sich jetzt noch beim Insolvenzverwalter von Air Berlin melden. Doch die Chancen auf Erstattung stehen für die meisten Kunden schlecht, sagt der Wirtschaftsjournalist David Zajonz.
Die Nachricht, dass Air Berlin pleite ist und den Flugbetrieb einstellen muss, war nicht nur ein großer Schock für die Mitarbeiter sondern auch für Tausende Fluggäste. Für ihre bereits bezahlten Tickets haben viele nach den Flugausfällen bisher keinen Cent gesehen. Wer sein Geld wieder haben will, kann sich bis heute noch (01.02.18) an den Insolvenzverwalter wenden. Aber lohnt sich das überhaupt?
"Versuchen kann man das, sollte man auch, aber die Chancen sind sehr gering für Flugkunden. Air Berlin ist pleite, da ist nicht mehr viel zu holen."
Alle Ticketbesitzer mit einem gestrichenen Flug sind Gläubiger von Air Berlin. Doch wer als Gläubiger keinen Sonderstatus besitze, der brauche sich keine großen Hoffnungen zu machen - so hatte es der Insolvenzverwalter auf einer Gläubigerversammlung vergangene Woche klargestellt, sagt Zajonz.
Mehr als 1.000.000 Fluggäste hätten bereits Ansprüche gestellt.
Wer seine Tickets aber nach dem 15. August gebucht habe, also ab dem Tag der Insolvenzanmeldung von Air Berlin, habe gute Chancen auf Erstattung. "Ab da gab es ein Sperrkonto, auf dem Geld gesammelt wurde, für den Fall, dass Air Berlin canceln muss", so Zajonz. So widersprüchlich das klingen mag, das sei Insolvenzrecht. Damit wolle man sicherstellen, dass Kunden auch nach der Insolvenz noch Vertrauen in das Unternehmen haben können. Ansonsten hätte die Fluggesellschaft sofort alle Flüge einstellen müssen.
Demnächst sollen auch Versteigerungen aus der Masse von Air Berlin die Insolvenzkasse füllen. "Mit Schokoherzen wird da nicht so viel Geld rein kommen", sagt Zajonz. Interessanter sind da zum Beispiel die Sitzreihen aus den Flugzeugen, die das heimische Mobiliar ergänzen. Das Geld aus den Auktionen werde aber kaum reichen, um die Gläubiger auszuzahlen.
Bundesregierung heftig kritisiert
Um den Flugbetrieb nach der Insolvenzanmeldung zu sichern, hat die Bundesregierung Air Berlin 150 Millionen Euro geliehen. Von denen werde sie aber nur rund die Hälfte wiederbekommen. Das sei in dem Glauben geschehen, dass die Lufthansa große Teile der Fluggesellschaft übernehmen werde, so der Journalist. Doch die EU-Kommission habe die Übernahme aus Wettbewerbsbedenken mit der Begründung verweigert, dass die Lufthansa sonst zu viel Macht im Markt hätte.
"Die Bundesregierung hat unterschätzt oder nicht wahrhaben wollen, dass die EU-Kommission da so streng hinschauen würde. Da hätte man aber schon drauf kommen können."