Finanzen regeln, Altersvorsorge, Geld investieren: Wie viele andere hatte Orryana mit solchen Themen Berührungsängste. Für sie war der Einstieg ins Aktiengeschäft dann doch leichter als gedacht. Denn selbst bei geringem Einkommen können wir Geld anlegen.
Orryanas Eltern sind aus Ghana eingewandert und haben in Deutschland als Putzkräfte gearbeitet. Ihr Rat in finanziellen Dingen an ihre Tochter: Spare lieber, als Geld auszugeben, und arbeite doppelt so hart wie andere. Auch in der Schule war nie davon die Rede, dass alle die Möglichkeit haben, Geld zu investieren.
Der erste Schritt: Die Hürden im eigenen Kopf überwinden
Orryana legt ihr Geld seit einigen Jahren an und bedauert es, dass sie nicht viel früher damit angefangen hat. Aber sie hatte keine Ahnung davon, wie der Finanzmarkt funktioniert, und dass es nicht so kompliziert ist, damit anzufangen. Sie hatte eher irreführende und vage Vermutungen, zum Beispiel, dass Unternehmen selbst aussuchen, wer ihre Aktien kaufen darf und wer nicht.
Die Börse gibt Orryana ein Gefühl der Selbstwirksamkeit
Seitdem sind einige Jahre vergangen: Bei Orryana fing alles mit einem Tagesgeldkonto an. Als sie es eingerichtet hatte, erzählte sie ihrem damaligen Freund ganz stolz davon. Der sagte ihr, dass das Tagesgeldkonto auf einem ähnlichen Prinzip basiere wie Dividenden, also die Zahlungen, die Aktiengesellschaften an ihre Aktionäre tätigen. Das führte zu einem Aha-Moment bei Orryana. Sie las viele Bücher und schaute sich Youtube-Videos zu Finanzthemen an.
"Ich dachte mir, das kann doch nicht so einfach sein: An der Börse sind doch wahrscheinlich nur Menschen, und vor allem Männer, die das studiert haben, die Finanzen in- und auswendig können."
Heute weiß sie, dass es für die Geldanlage keine Rolle spielt, wie viel Geld sie hat. Dass es auch reicht, mit geringen Beträgen anzufangen und sich stetig ein gewisses Vermögen aufzubauen. Orryana weiß jetzt, dass es für Börsengeschäfte egal ist, woher ihre Eltern kommen und wie sie aussieht. Und sie hat festgestellt, dass es gar nicht so kompliziert war, sich das nötige Wissen anzueignen.
Kein Geld ausgeben, um unnötige Statussymbole anzuhäufen
Am meisten Geld gibt Orryana für ihre Haarpflege und für Reisen aus. Irgendwelchen Modetrends möchte sie nicht folgen. Sie hat für sich entschieden, dass sie keine teuren Accessoires wie Handtaschen benötigt, um dazuzugehören. Dass es mehr auf die Persönlichkeit ankommt, als auf eine Uhr, eine stylische Jacke oder das Auto.
Heute klärt Orryana auf Tiktok andere darüber auf, wie sie ihr Geld einfach anlegen können.
"Es ist wichtig zu überdenken, wie man aktuell sein Geld ausgibt und warum man das tut. Als ich angefangen habe, habe ich jede Ausgabe in eine Excel-Tabelle geschrieben, weil ich so viel wie möglich sparen wollte."
Bevor wir Geld investieren können, ist es notwendig, uns einen Überblick über unsere Finanzen zu verschaffen. Oft fällt es Menschen schwer, ihre Papiere zu sortieren, zum Beispiel Kontoauszüge, Lohnnachweise und Mahnungen, sagt Nicolas Mantseris, der als Schuldnerberater für die Caritas arbeitet.
"Am Ende muss man das Gefühl haben und eine Klarheit haben, dass jeden Monat etwas übrig bleibt. Wenn das auf Dauer nicht funktioniert, ist das schon ein Problem."
Ob es uns leicht fällt Geld anzulegen oder nicht, kann auch mit einer Art Glaubenssätzen zu tun haben, sagt Wirtschaftsreporter Marcus Wolf und erwähnt dabei ein Konzept des Psychologen Brad Klontz. Familien sollen demnach über Generationen bestimmte Überzeugungen - auch im Bezug auf Finanzielles - weiterreichen können.
In manchen Familien gelte es als verpönt, Aktien zu kaufen, möglicherweise in Firmen zu investieren, die unethisch handeln. Auch Orryana hat da ihre Prinzipien und würde beispielsweise nicht in Rüstungsunternehmen investieren. In anderen Familien werde der eigene Selbstwert wiederum gänzlich über Geld definiert.
"In Deutschland legen die Leute relativ viel zur Seite. ich habe Daten von 2020 gefunden, da war Deutschland das Land mit der höchsten Sparquote in der EU."
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