Wie unsere Ohren geformt sind, bestimmt, wie wir Geräusche wahrnehmen und interpretieren. Verändern wir ihre Form, etwa durch eine Schönheits-OP, muss unser Hirn sich neu einstellen.
Wir tun es ständig und merken gar nicht, was wir damit Tolles leisten: hören. Dass wir Geräusche wahrnehmen und einordnen können, ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels unserer Anatomie und unserer Gehirnleistung. Und wie bei allen eingespielten Teams gilt: Wenn sich an der Mannschaft etwas ändert, muss vieles neu trainiert werden. Auch beim Hören ist das so.
Unser Gehirn interpretiert, wie Schallwellen auf unser Ohr treffen
Je nach unserer Ohrform werden Schallsignale unterschiedlich an unser Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn hat nun die Aufgabe, die Art, wie die Ohrmuschel die Geräusche transportiert, zu interpretieren, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Die Art, wie Schallwellen auf unser Ohr treffen, wird vom Gehirn in Informationen übersetzt - zum Beispiel über die Richtung oder die Entfernung einer Geräuschquelle.
"Es gibt kein gutes und kein schlechtes Ohr. Hauptsache, es ist ein Ohr da."
Forscher aus Montreal haben untersucht, was passiert, wenn sich die Form unserer Ohren ändert. In einem Experiment haben sie kleine Silikonstücke auf die Ohrmuscheln von Probanden geklebt und somit ihr individuelles Ohrmuschelprofil verändert. Dadurch änderte sich die Art, wie Geräusche auf das Gehirn treffen. Die Testpersonen konnten deshalb nicht mehr erkennen, ob ein Geräusch von oben oder unten kommt.
"Ein Gehirn ist keine Maschine, die einmal rund funktioniert, sondern ein Gehirn lebt und kann sich auch auf neue Situationen einstellen."
Nach ein paar Tagen allerdings passten sich ihre Gehirne allmählich der neuen Ohrform an und lernten, die neuen Signale richtig zu bewerten. So konnten die Probanden bald wieder zwischen oben und unten unterscheiden.
Dass unser Gehirn das leisten kann, ist besonders beeindruckend, wenn man weiß, wie es Geräusche verarbeitet: Es gibt nicht ein einziges Areal im Gehirn, das beim Hören ausschließlich aktiv ist, erklärt Beck, sondern es sind viele Hirnregionen, die beteiligt sind, weil so viele unterschiedliche Aufgaben gleichzeitig erledigt werden müssen.
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