30 Grad – nichts geht mehr. Nur noch chillen, schwimmen, Eis essen, allenfalls lesen. Faule Ausrede? Nein! Tatsächlich können wir bei Hitze schlechter denken. Aber: Es gibt auch Mittel, den Körper auszutricksen, weiß der Neurowissenschaftler Henning Beck.
Wissenschaftler aus den USA haben jetzt in einer Studie herausgefunden, dass hohe Temperaturen tatsächlich unser Denkvermögen beeinträchtigen. Getestet haben sie das an 44 Studierenden: Direkt nach dem Aufstehen mussten sie Aufgaben lösen.
Hitze reduziert das Denkvermögen
Ein Teil von ihnen wohnte in Wohnheimen mit Klimaanlage, die anderen ohne. Das Ergebnis: Die Studenten, die keine Klimatisierung hatten, brauchten während einer Hitzewelle etwa 13 Prozent mehr Zeit für die Aufgaben als ihre gekühlten Kollegen.
"Je wärmer es ist, desto mehr Energie geht dafür drauf, den Körper bei Temperatur zu halten. Und das geht auch am Gehirn nicht spurlos vorbei."
Dass wir bei starker Wärme schlechter denken können liegt daran, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck, dass unser Gehirn die Aufgabe hat, den Körper immer bei einer konstanten Temperatur zu halten. Wenn es draußen wärmer wird, kostet es uns sehr viel Energie, den Körper auf der Kerntemperatur von 37 Grad Celsius zu halten: Die Schweißdrüsen müssen aktiviert werden, der Blutdruck reguliert, die Blutzufuhr in verschiedenen Organen muss geregelt werden.
Temperaturmesser im Gehirn
Zuständig dafür ist eine Art Messtation in unserem Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus. Es gibt einen kleinen Blutkreislauf, erklärt Beck, der eine Art Schleife durch unser Gehirn nimmt. Und an dieser Schleife gibt es besondere Zellen, die messen wie warm das Blut ist. Wenn die gesteigerte Wärme feststellen, geben sie Signal und setzen so verschiedene Prozesse in Gang: Zum Beispiel wird mehr Blut in unsere Haut gepumpt, damit wir mehr Wärme nach außen abgeben können. Wir schwitzen mehr, wollen in den Schatten, bekommen Lust auf Eis oder kühle Getränke.
Warme Getränke kühlen effektiver als kalte
Die sind allerdings nicht immer die beste Lösung, denn sie können den Körper auch verwirren und zusätzliche Energie kosten. Kulturen in warmen Ländern machen es vor: Lieber bei großer Hitze etwas Warmes trinken, Tee zum Beispiel, rät Henning Beck. So werden die Messzellen noch ein bisschen mehr gereizt. Die Körpertemperatur wird dadurch zusätzlich erhöht, die Kühlungsprozesse angekurbelt. Das Ergebnis: Wir schwitzen leichter und fördern die Blutzirkulation.
Die Illusion von Kälte kühlt
Und es gibt noch mehr Tricks: Wissenschaftler haben herausgefunden, erklärt der Neurowissenschaftler, dass wenn wir die Farbe Blau betrachten, uns Bilder von kalten Gegenden ansehen oder Geräusche hören, die mit Kälte assoziiert werden - ein Schneesturm zum Beispiel - wir uns auch kälter fühlen.
Die Forscher der Studie zum Denkvermögen folgern aus ihren Ergebnissen, dass die Wärmeregulierung in Gebäuden auch bedeutend sein kann für Bildungsstand, wirtschaftliche Produktivität und Sicherheit. Gerade angesichts des Klimawandels könnte das ein wichtiges Thema werden.
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