Aufräumen fällt vielen schwer. Aber das muss es gar nicht. Wir können unser Gehirn auf Ordnung trainieren und es ein bisschen austricksen, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck.
Aufräumen ist anstrengend und nervig. Und wenn wir uns dabei auch noch von Dingen trennen müssen, fällt es uns besonders schwer. Das ist nicht verwunderlich, wenn man sich anschaut, was dabei in unserem Gehirn passiert: Denn das verarbeitet das sich von Objekten Trennen ganz ähnlich wie eine Bestrafung, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Vor allem, wenn wir einen emotionalen Bezug dazu aufgebaut haben.
"Jedes Mal, wenn ich mich von etwas trenne, ist es ja auch ein bisschen wie ein Verlust. Und das wird im Gehirn ähnlich verarbeitet wie eine Bestrafung."
In Sachen Wegwerfen sind wir also schon mal wissenschaftlich entlastet. Und das ganz normale Aufräumen – ohne Wegwerfen? Das können wir trainieren! Die größte Hürde ist nämlich eigentlich das Anfangen, meint Henning Beck, und daran trägt unser Gehirn ebenfalls eine Mitschuld. Wenn wir mit etwas anfangen, dann koste uns das nämlich Aktivierungsenergie. Das heißt: Wenn ich nur ab und zu mal Ordnung schaffe, ist das mühselig, wenn ich aber immer wieder ein bisschen sauber mache, dann trickse ich die "Faulheit des Gehirns", wie Henning Beck es nennt, aus und gewöhne mich daran.
Unser Gehirn lässt sich auf Ordnung trainieren
Menschen, die immer Ordnung halten, so der Neurowissenschaftler, fühlen sich gar nicht so, als würden sie ständig aufräumen. Er empfiehlt deshalb: regelmäßig ein bisschen sauber machen. Fünf bis zehn Minuten am Tag reichen völlig. Dann werde das Beginnen des Aufräumens nicht mehr wie eine bewusste Entscheidung etwas tun zu müssen verarbeitet. Für das Gehirn würde Aufräumen zur Gewohnheit, und damit das Ordnunghalten weniger anstrengend und immer leichter. Das gelte übrigens für digitales Aufräumen, etwa im E-Mail-Postfach, genauso wie für die analoge Ordnung.
"Wir denken organisierter, wenn alles seinen Platz hat."
Um ordentlicher zu werden, können wir uns noch eine weitere Eigenschaft unseres Gehirns zunutze machen: Aus den Neurowissenschaften, so Henning Beck, wissen wir, dass wir sehr strukturiert und räumlich denken. Und die Hirnregionen, die daran beteiligt sind, mentale Landkarten zu schaffen, seien dieselben, die auch Erinnerung organisieren. Wenn wir nun vermeiden wollen, etwas zu verlegen oder zu vergessen, dann sollten wir Objekten einen festen räumlichen Platz zuweisen und eine feste Struktur etablieren, rät er.
Das Prinzip funktioniert übrigens auch umgekehrt: Äußere Ordnung wirkt auch auf unser Denken zurück – es wird dann organisierter, sagt Henning Beck.