"Wenn das so weitergeht, bin ich weg aus Deutschland!" Das sagt Deniz. Der Grund: Die Behandlung von Menschen mit Migrationsgeschichte und der Rassismus in Deutschland. Wie mit dem Gefühl von Unsicherheit und Angst im eigenen Land umgehen?
Die Eltern von Deniz sind schon in ihre Ursprungsheimat, die Türkei ausgewandert – und auch Deniz spielt mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen. Er ist hier geboren und aufgewachsen, hat seine erste Freundin hier gehabt und verbindet unzählige Erlebnisse mit seiner Heimat Bayern. Dennoch fühlt er sich nicht mehr wohl in Deutschland.
"Es ist natürlich am Ende des Tages eine emotionale Entscheidung, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin, aber es ist auch ein wichtiges Zeichen."
Deniz sagt, dass er das Gefühl hat, dass die AfD es schafft, Menschen mit Migrationsgeschichte zu Zielscheiben zu machen. Da er einen Migrationsgeschichte hat, möchte er für seine Sicherheit und um ein Zeichen zu setzen Deutschland verlassen – falls die AfD ein Teil der Regierung wird. Mögliche Auswanderungsländer für Deniz sind Irland und Neuseeland.
Aktuell wohnt Deniz in einem kleinen bayrischen Dorf. Als er von Augsburg dorthin zog, wurde er ausgegrenzt. Zunächst wollte er seinen Nachbarn "Hallo" sagen und sich vorstellen. Die Nachbarn öffneten ihm ihre Türen nicht. Und auch sonst spürt Deniz die Ablehnung im Dorf. Er möchte nicht, dass seine Kinder, wenn er welche hat, diese Ausgrenzung ebenfalls spüren müssen.
Auswandern als Flucht vor der Ausgrenzung
Jede*r vierte Deutsche mit Migrationsgeschichte denkt darüber nach auszuwandern. Das ist das Ergebnis einer Studie zu den Auswirkungen des Aufstiegs der AfD in Deutschland, an der Elias Steinhilper mitgearbeitet hat. Er ist politischer Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung. Er sagt, dass sich immer mehr Deutsche hier nicht wohlfühlen – egal ob mit Migrationsgeschichte oder ohne.
Deutschland ist auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, wenn jetzt wieder mehr schon hier lebende Deutsche mit Migrationsgeschichte auswandern, dann gibt es ein riesiges Problem für die deutsche Wirtschaft und auch die deutsche Gesellschaft, sagt Elias Steinhilper.
"Wenn sich Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland nicht mehr wohl- und willkommen fühlen, ist das ein Armutszeugnis für Deutschland als Einwanderungsland und als plurale vielfältige Demokratie."
Wie mit Angst und Unsicherheit umgehen?
Aber wie gehe ich damit um, wenn ich direkt oder indirekt Ängsten und Rassismus betroffen bin? Amanda Nentwig-Utzig ist psychologische Psychotherapeutin, sie sagt, dass es wichtig ist, die Gefühle zu diesem Thema nicht auszublenden, sondern sie zu fühlen und zu akzeptieren. Das ist zwar keine Lösung, aber eine Grundlage für Veränderung erklärt sie.
"Ein erster und wichtigster Schritt ist es, einen wohlwollenden und sicheren Raum zu schaffen für diese Gefühle und nicht die Augen davor zu verschließen, dass es Menschen gibt, die diese Gefühle gerade wahrnehmen."
Die Auflösung dieser Gefühle von Angst und Unsicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagt Amanda Nentwig-Utzig.
Mit Selbstwirksamkeit gegen das Gefühl von Hilflosigkeit
Besonders die eigene Selbstwirksamkeit kann uns helfen, mit Ängsten und Gefühlen der Unsicherheit umzugehen, weiß Amanda Nentwig-Utzig. Sie erklärt, dass das beispielsweise beinhalten kann Initiative gegen Rassismus zu ergreifen.
Aber es kann auch sein, sich als mit seinen Gefühlen selbst Safe-Spaces zu erschaffen. Dabei muss es sich nicht um einen Raum handeln, sondern kann auch einfach das Zusammensein mit Personen sein, bei denn wir uns sicher fühlen. Für Freund*innen der marginalisierten Gruppen ist es wichtig, die Gefühle ernst zu nehmen und zuzuhören, erklärt Amanda. Ebenfalls rät sie dazu, das wir alle so oft es geht, auf die Missstände hinweisen.
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- exit RACISM rassismuskritisch denken lernen Urheberin/ Autorin: Tupoka Ogette Unrast Verlag