Nach den Anschlägen des 11. September 2001 richtete die Bush-Regierung ein Gefängnis auf dem US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay ein, um dort Menschen zu verhören, denen terroristische Aktivitäten nachgesagt werden. Unter den dort angewendeten Foltermethoden leiden die Opfer noch heute.
"Stundenlang war ich wieder in dem schwarzen Raum. Angekettet am Fußboden. In der Hocke musste ich da ausharren, die Hände zwischen den Füßen gefesselt. Die Ketten der Handschellen so kurz, dass ich nicht aufstehen konnte, nicht sitzen, mich nicht nach vorne oder hinten bewegen."
So beschreibt ein Häftling seinen Alltag im Camp X-Ray Guantanamo-Bay auf Kuba. Eingerichtet wurde dieses Gefängnis nach den Anschlägen des 11. September 2001. Die Bush-Administration suchte nach einem Ort, der exterritorial ist und der Militärgerichtsbarkeit untersteht. Die US-Justiz kann an diesem exterritorialen Ort nichts ausrichten.
Unmenschliche Verhörmethoden
Am 11. Januar 2002 rücken die ersten Gefangenen ein, denen pauschal eine Beteiligung an terroristischen Aktivitäten gegen die USA vorgeworfen wird. Bewiesen ist nichts, daran ändern auch die Tag und Nacht durchgeführten die Verhöre nichts.
Die US-Administration erlaubt Verhörmethoden, die gegen zivilgerichtliche Vorschriften verstoßen: Folter, Schlafentzug, Dauerbeschallung mit gleicher Musik, Fesselung in unwürdiger Haltung und Waterboarding, bei dem durch ein Tuch über Mund und Nase ständig Wasser geschüttet wird. Dieses "simulierte Ertränken" löst bei viele Opfern irreversible traumatische Erkrankungen aus.
Aber selbst diese Methoden haben keine hinreichenden Beweise erbracht, dass die in Camp X-Ray Inhaftierten tatsächlich an den Anschlägen des 11. September 2001 oder an anderen Terroraktivitäten beteiligt waren.
Opfer leiden bis heute unter den Traumata
Der spätere US-Präsident Barack Obama war mit dem Versprechen angetreten, das Camp auf Kuba zu schließen – scheiterte aber an den Mehrheitsverhältnissen im Senat.
Aber der Skandal um die Verhörmethoden der US-Streitkräfte weitet sich während des Golfkriegs noch aus, als Bilder öffentlich werden, die im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib entstanden sind und sogenannte verschärfte Verhörmethoden zeigen: Nackte, aneinander gekettete Menschen, die von lachenden US-Soldaten verhöhnt werden. Die beteiligten amerikanischen Soldatinnen und Soldaten wurden teilweise verurteilt, die Opfer quälen sich mit den traumatischen Erfahrungen dieser Methoden bis heute.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Anwalt des deutschen Häftlings Murat Kurnaz, Bernhard Docke, schildert die Umstände, unter denen sein Mandant im Camp X-Ray festgehalten wurde.
- Der Historiker und Politikwissenschaftler Alexander Bahar hat sich mit der Folter im 21. Jahrhundert beschäftigt.
- Die Dlf-Korrespondentin für die USA, Doris Simon, erläutert die Bedeutung, die das Camp Guantanamo auf Kuba heute für die Menschen in den USA hat.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert, wie dieser Teil Kubas zu einem amerikanischen Militärstützpunkt wurde.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Krissy Mockenhaupt beschreibt die Folter im Camp aus der Sicht eines Opfers und eines Täters.