Stefan ist seit sechs Jahren mit seiner großen Liebe zusammen. Wieso er sie liebt oder sie stolz auf ihn ist – die beiden habe feste Terminen, um sich über ihre Gefühle auszutauschen. Die Autorin und Texterin Veronika Fischer schreibt Liebesbriefe für andere und erzählt, wie sie das macht und was dabei wichtig ist.
Stefan liebt seine Frau, mit der er seit ungefähr sechs Jahre verheiratet ist. Zuletzt gesagt hat er ihr das noch morgens am Telefon, erzählt Stefan. Für ihn sei es wichtig, dass Menschen wissen, was er fühle und wie es ihm gerade geht. Worte seien für ihn ein sehr wichtiges Mittel, um Gefühle auszudrücken.
"Worte sind für mich ein sehr wichtiges und kräftiges Mittel, um die Gefühle auszudrücken."
Zurzeit seien er und seine Frau räumlich getrennt. Normalerweise würden sie sich einmal pro Woche an einem fest vereinbarten Tag zusammensetzen, um dem Gegenüber volle Präsenz und Aufmerksamkeit zu schenken. Damit bilden sie einen Rahmen, der abseits vom Alltag nur dazu dient, konkret über Gefühle und Wertschätzungen, aber auch über mögliche Verletzungen zu sprechen, sagt Stefan.
Beziehung: Reden ist wichtig, Zuhören genauso
Diesem Gesprächsraum haben die beiden sogar einen Namen gegeben: Heart Talk. Darüber sprechen sie auch in einem Podcast. Den gemeinsamen Austausch pflegen die beiden eigentlich, seit sie ein Paar sind, sagt Stefan. Dadurch sei nicht nur das gegenseitige Vertrauen gewachsen, es habe auch zu einer noch intensiveren Liebe beigetragen.
"Zuhören ist superwichtig. Weil das eine ist immer das Reden – aber es ist so schwer, andere Personen wirklich zu hören und zu verstehen und ihnen das Gefühl zu geben: Ich habe dich auch verstanden."
Völlig offen über die eigenen Gefühle sprechen, sie überhaupt formulieren zu können – das brauche Raum und Geduld. Auch Stefan musste sich darin üben. Doch genauso wichtig wie das Sprechen sei auch das Zuhören. Abseits von Worten seien zudem auch Verlässlichkeit sowie kleine Gesten und Berührungen essenziell, um sich zu zeigen, dass man sich liebt.
Liebesbriefe aus fremder Hand
Wie man für Liebe die richtigen Worte findet, weiß Veronika Fischer. Die Autorin und Texterin schreibt für andere Menschen Liebesbriefe. Studentinnen, LKW-Fahrer und Rentner, Menschen, die sich noch gar nicht kennen oder die schon Jahrzehnte lang verheiratet sind – ihre Kundschaft sei bunt gemischt, sagt sie.
"Das Spannende ist, dass durch die Bank alles mit dabei ist – altersmäßig von Student*innen bis hoch zu Menschen, die schon seit 30 bis 40 Jahren verheiratet sind."
Für den Liebesbrief werden die Leute von ihr bis zu einer Stunde lang interviewt. Ihr Job sei es dann, diese Worte in Form zu bringen und hübsch zu verpacken. Dabei versuche sie, den Brief an die Sprachlichkeit der Menschen anzupassen.
Mitunter zu Tränen gerührt
Den fertig geschriebenen Brief bekommen die Kundinnen und Kunden per Mail zugeschickt und können ihn dann per Hand auf schönes Papier übertragen. Mitunter, erzählt Veronika, würden die Menschen auch zugeben, dass sie beim Schreiben unterstützt wurden. Das sei manchmal auch ratsam, um glaubhaft zu bleiben – vor allem dann, wenn ein Paar schon lange zusammen sei.
"Es haben sich schon Leute gemeldet, die vor einer wichtigen OP standen und nicht wussten, wie das ausgeht. Das sind Sachen, wo ich dann selber zu Tränen gerührt bin."
Jede Geschichte sei auf irgendeine Art berührend, manchmal würden die Hintergründe sie auch selbst zu Tränen rühren – etwa, wenn eine OP anstehe, deren Ausgang ungewiss ist. Veronika erfüllt ihre Aufgabe umso mehr mit Dankbarkeit, sagt sie. Denn sie habe das Gefühl, etwas Wichtiges beitragen zu können.
Liebesbrief: Mit allen Sinnen arbeiten
Liebesbriefe, sagt Veronika, sollten niemals in der Erwartung geschrieben werden, dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Der Brief sollte vor allem ein Geschenk sein. Beim Schreiben könne man zum Beispiel an schöne gemeinsame Erlebnisse erinnern, Atmosphären einfangen, sich dabei in Details verlieren und mit Sinnen arbeiten.
Beispiel: Wie hat es dort ausgesehen? Wie hat es dort gerochen? Weißt du noch, wie in Italien die Zitronenbäume geblüht haben? Auf diese Weise würden Erinnerungen, die für die oder den anderen vielleicht gar nicht mehr so präsent seien, hochgeholt und konserviert.
"Nicht mega verkünsteln. Schreib so, wie du auch spricht. Das ist am authentischsten und macht einfach Freude zu lesen."
Wichtig sei auch, dass Leute bei ihrer eigenen Sprache bleiben und so schreiben, wie sie auch sprechen. Die eigene Wortwahl sei schließlich das, was eine Person ausmache.
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- Stefan sagt oft "Ich liebe Dich"
- Veronika Fischer schreibt professionell Liebesbriefe