Wir lernen meist früh, dass wir unsere Gefühle zügeln sollen. Anna gelingt das oft nicht – sie übt aber, mit ihrer Wut umzugehen. Emotionen langfristig zu unterdrücken, kann uns auch schaden, sagt Psychotherapeutin Daniela Röttinger. Und: Auch Diktaturen wollen Gefühle kontrollieren, weiß Emotionshistoriker Frederik Schröer.
Anna und ihr Freund Kevin sind Content Creator für Social Media, Podcaster und Weltreisende. Das heißt, sie sind nicht nur ein Paar, sondern leben und arbeiten auch eng zusammen. Ihren Social-Media-Account verantworten sie gemeinsam – da können die Vorstellungen schon mal auseinandergehen, wie ein Video aussehen muss, sagt Anna.
Bei ihrer Arbeit setzen sich die beiden sehr für die eigenen Ideen ein, um den Partner oder die Partnerin davon zu überzeugen. Dabei können auch schon mal die Fetzen fliegen.
"In den letzten Jahren standen wir viel unter Druck und Stress. Ich hab das dann auch bei mir selbst gemerkt, dass ich sehr schnell zornig geworden bin."
Besonders triggert es Anna, wenn bei der Arbeit oder in der Beziehungen immer wieder die gleichen Probleme aufkommen und diskutiert werden. Sie merkt dann, wie jedes Mal ihre "Zündschnur" kürzer wird.
Die erhitzten Gemüter abkühlen
Wenn Streits allerdings ausarten und man selbst merkt, dass man verletzend wird, sagt Anna, sei es wichtig, sich aus solch einer Situation rauszuziehen, dem Partner etwas Raum zu geben und das Problem erst dann zu klären, wenn sich die erhitzten Gemüter etwas abgekühlt haben.
"Ich muss es manchmal auch rauslassen. Und ich muss dann einfach auch schreien, weil ich das Gefühl hab, dass sich in mir etwas aufbäumt."
Anna hat für sich herausgefunden, dass es ihr hilft, gelassener zu reagieren, wenn sie ausreichend Sport und Yoga macht. Das hilft ihr, loszulassen, sich zu entspannen und Momente der Ruhe zu finden.
Emotionale Stile: Je nach Kontext und Kultur treten Gefühle anders auf
"Beim Stichwort 'Gefühle regulieren' läuft es mir ja immer etwas kalt den Rücken runter", sagt der Emotionshistoriker Frederik Schröer. Zum einen gebe es den sehr individualisierten Ansatz von Kontrolle – das heißt, dass wir die eigenen Gefühle kontrollieren möchten und mitunter auch die Emotionen anderer, was dann möglicherweise schon Richtung Manipulation gehen kann. Diesen Wunsch danach, die Gefühle anderer zu kontrollieren, gibt es auch in Staatsgebilden, zum Beispiel in Diktaturen, so der Emotionshistoriker.
"Es ist nicht Sinn und Zweck einer menschlichen Existenz, dass wir immer reguliert sind. Ich glaube, dass es normal und wichtig ist, dass unsere Psyche mal nach oben und unten ausschlägt."
Wenn Wut aufkommt, ist es erst mal wichtig, das selbst bewusst wahrzunehmen und dann eine kurze Pause einzulegen, sagt die psychologische Psychotherapeutin Daniela Röttinger. Und zwar, um zu schauen, ob der Implus, den wir in diesem Moment haben – zum Beispiel, einfach loszuschreien oder etwas auf den Boden zu werfen – schädlich für einen selbst oder für andere Personen ist.
Röttinger plädiert dafür, den eigenen Gefühlen freien Lauf zu lassen, solange sie niemanden verletzen und niemandem Schaden zufügen. Anderenfalls – also wenn man die eigenen Emotionen immer unterdrückt – könne das nämlich auch zu Depressionen führen. Auch Anna hat Erfahrungen damit gemacht, wie es ist, ihre Emotionen zu unterdrücken, Bei ihr hat es zeitweilig zu Panikattacken geführt. Inzwischen nutzt sie Yoga, um ausgeglicher zu sein.
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