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Wut, Angst, Freude – Emotionen spielen in der Politik eine zentrale Rolle, heute mehr denn je, scheint es. Was bedeutet es, wenn unsere Gefühle Gegenstand der politischen Debatte werden? Wenn sie auch kritisiert werden? Ein Vortrag des Soziologen Christian von Scheve.

"Ich will, dass Ihr in Panik geratet!", diese Worte richtete die damals 16-jährige Aktivistin Greta Thunberg bei einer Rede beim Weltwirtschaftstreffen an die ganze Welt, an uns alle.

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Sie machte damit Gefühle zu einer politischen Forderung und mehr noch, bewertete sie. Die unmissverständliche Message: Hoffnung ist falsch, Angst ist richtig. Vielen sprach sie damit aus der Seele, viele fühlten sich davon aber auch massiv angegriffen.

"Die These ist, dass in der Aushandlung dieser politischen Konfliktlinien Emotionen selbst zu einem konflikthaft verhandelten Gegenstand werden."
Christian von Scheve, Soziologe

Emotionen in der öffentlichen und in der politischen Debatte – eigentlich gehörten ja schon immer dazu. Aber irgendwie waren sie früher weniger salonfähig, oder zumindest waren sie weniger sichtbar.

Emotionen werden zum Gegenstand öffentlicher Konflikte

In den letzten Jahren scheinen sie immer mehr Beachtung in gesellschaftlichen Konflikten zu finden, beobachtet der Soziologe Christian von Scheve. Und zwar nicht als Begleiterscheinung, sondern als Gegenstand der Debatten.

"Wie kommen wir eigentlich dazu, Emotionen als etwas zu betrachten, was wir kritisieren können? Was wir hinterfragen können?"
Christian von Scheve, Soziologe

Und damit werden sie auch Gegenstand von Kritik. Dabei kann man ja Gefühle eigentlich schwerlich kritisieren, sie als falsch oder richtig bewerten. Gefühle sind Gefühle! Was macht das also mit uns? Was macht das mit den Diskursen, die unsere Gesellschaft führt?

"Wenn Emotionen zur Streitsache werden, wenn sie kritisiert werden, wenn sie hinterfragt werden: Inwiefern gibt das Konflikten eine andere Dynamik?"
Christian von Scheve, Soziologe

In seinem Vortrag geht der Soziologe Christian von Scheve genau dem nach: Wie können Gefühle zur Streitsache in gesellschaftlichen Konflikten werden? Welche Entwicklungen beobachten wir im Umgang mit Gefühlen in solchen Auseinandersetzungen? Und was bedeutet das?

"Man kritisiert Emotionen, aber eigentlich meint man zugrunde liegende Überzeugungen, die man kritisiert: Du siehst die Welt falsch!"
Christian von Scheve, Soziologe

Christian von Scheve ist Professor für Soziologie und Leiter des Arbeitsbereichs Soziologie der Emotionen an der Freien Universität Berlin. Er hat viel zu Emotionssoziologie geforscht und publiziert und wird für seine Arbeit in dem Bereich auch international anerkannt.

Der Soziologe Christian von Scheve
© IMAGO / photothek
Der Soziologe Christian von Scheve

Seinen Vortrag „Gefühle auf dem Prüfstand: Zur Streitbarkeit von Emotionen in gesellschaftlichen Konflikten“ hat er am 13. Mai 2024 im Rahmen der Ringvorlesung „Widerstreit. Konfliktzonen in der Gesellschaft der Gegenwart“ gehalten, die das Zentrum für Weiterbildung der Uni Hamburg im Sommersemester 2024 veranstaltet hatte.

Ihr wollt den Hörsaal live erleben? Am 01. November 2024 machen wir einen Live-Podcast beim Silbersalz Festival in Halle – der Eintritt ist frei. Die Infos gibt es hier.

Hinweis: Unser Titelbild zeigt ein Schild mit der Aufschrift "Angst um Upahl". Am 26.01.2023 protestierten im benachbarten Grevesmühlen rund 700 Menschen vor der "Malzfabrik" mit einer Außenstelle des Kreistages gegen die Entscheidung zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Upahl. Es kam auch zu tumultartigen Protesten.

Shownotes
Gefühle auf dem Prüfstand
Wenn Emotionen politisch werden
vom 24. Oktober 2024
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragender: 
Christian von Scheve, Professor für Soziologie und Leiter des Arbeitsbereichs Soziologie der Emotionen an der Freien Universität Berlin