Tierarten, die für den Menschen gefährlich sind: Da denken wir direkt an Australien oder die Tropen – aber an Deutschland? Auch hier gibt es gefährliche Tiere, sagt Mario Ludwig. Er hat eine Liste für uns.
Die gute Nachricht zuerst: Viele gefährliche Tiere gibt es in Deutschland nicht. Das ist in anderen Regionen, zum Beispiel in den Tropen anders. Trotzdem gibt es auch hier Tiere, die uns krank machen oder im schlimmsten Fall töten können. Deutschlandfunk-Nova-Biologe Mario Ludwig kennt sie alle und klärt uns auf.
"Viele supergefährliche Tiere, wie in den Tropen, gibt es in Deutschland nicht. Die Wahrscheinlichkeit im Straßenverkehr zu Schaden zu kommen ist in Deutschland wesentlich höher, als durch ein Tier."
Die gefährlichsten Tiere in Deutschland sind laut Statistik Wespen, Bienen und Hornissen, denn ihre Stiche können bei Allergikern zum Tod führen. Das passiert gar nicht so selten: Pro Jahr sterben in Deutschland mehr als 16 Menschen an Wespen-, Bienen- und Hornissenstichen. Neben diesen Insekten gibt es aber noch einige andere Arten, die wir besser meiden sollten.
"Für Allergiker kann schon ein einziger Stich dieser Insektenarten tödlich enden."
Schlangen und Spinnen: schmerzhafte und gefährliche Bisse
Zuerst zu den Schlangen: In Deutschland gibt es zwei Giftschlangenarten – die Kreuzotter und die Aspisviper. Von beiden Schlangen ist die Kreuzotter weniger gefährlich als die Aspisviper, denn ihr Biss ist für einen Erwachsenen schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich. Zwar ist das Gift der Kreuzotter an sich stärker, als das einer Diamantklapperschlange, aber die Kreuzotter gibt bei einem Verteidigungsbiss nur geringe Mengen des Giftes ab. In den letzten 50 Jahren gab es zum Beispiel keinen Todesfall durch einen Kreuzotterbiss, obwohl die Kreuzotter im ganzen Land vorkommt.
Bei der Aspisviper ist das anders, ihr Biss kann für uns Menschen tödlich enden. Zum Glück ist die Chance, auf eine Aspisviper zu treffen nur sehr gering, denn diese Schlangenart kommt nur im südlichen Schwarzwald vor. Und sogar dort ist sie selten.
"Lediglich zwei der nahezu 1.300 in Deutschland vorkommenden Spinnenarten können, dank starker Mundwerkzeuge, bei ihrem Giftbiss die menschliche Haut durchdringen."
Neben den Giftschlangen gibt es auch Spinnen, vor denen wir uns in Acht nehmen sollten – aber auch hier sind es vergleichsweise wenige. Von 1.300 in Deutschland vorkommenden Spinnenarten gibt es nur zwei Arten, die mit ihrem Giftbiss die menschliche Haut durchdringen können. Ihre Mundwerkzeuge sind einfach stärker, als die der anderen.
Das sind: die Wasserspinne und der Ammen-Dornfinger. Die Wasserspinne ist sehr selten und die einzige deutsche Spinnenart, die in Seen und Teichen unter der Wasseroberfläche lebt. Der Ammen-Dornfinger ist eine zugewanderte Art aus dem Mitterlmeerraum: Der Biss dieser Spinne ist sehr schmerzhaft und kann zu Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kreislaufstörungen führen – tödlich ist er aber nicht.
Zecken und Tigermoskitos übertragen gefährliche Krankheiten
Beide können uns stechen und infizieren: Zecken und Tigermoskitos. Einige Zecken übertragen zum Beispiel die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME genannt, und die Erreger der Borreliose. Beide Krankheiten können zwar bleibende Schäden verursachen, aber zum Tod führen sie nur selten.
"Eine Epidemie ist erst dann zu befürchten, wenn mit diesen Viren infizierte Menschen bei uns einreisen und die Tigermoskitos diese stechen und die Erreger dann auf andere Menschen übertragen."
Der Stich des Tigermoskitos kann ebenfalls Folgen haben. Die Stechmückenart hat sich in den vergangenen Jahren von Asien nach Deutschland ausgebreitet und kann verschiedene Infektionskrankheiten übertragen: Darunter sind der West-Nil-Virus, das Gelbfiebervirus oder die Erreger der St.-Louis-Enzephalitis, des Dengue-Fiebers und des Chikungunya-Fiebers. Eine Epidemie in Deutschland ist aber erst dann zu befürchten, wenn Menschen hier einreisen, die die Viren in sich tragen – und diese dann von den Tigermoskitos gestochen werden, sagt Mario Ludwig. Denn nur so ist es möglich, dass die Tiere den Erreger an andere Menschen weitergeben.
Um Petermännchen und Wels sollten wir im Wasser einen Bogen machen
In Nord- und Ostsee gibt es einen besonderen Fisch, der leider nicht so nett ist, wie sein Name: das Petermännchen. Dieser Fisch wird auch "Kreuzotter des Meeres" genannt, weil er so giftig ist. Das Petermännchen ist 15 Zentimeter groß, hat einen Giftstachel und gräbt sich gerne in Strandnähe im Sand ein. Daher kommt es öfters vor, dass Badende auf die Tiere treten und sich vergiften. Das Gift verursacht starke Schmerzen und kann zu Erbrechen und Fieber führen – ganz selten kommt es auch zu einem allergischen Schock. Todesfälle sind allerdings nicht bekannt.
Auch in Teichen, Bächen oder Seen müssen wir aufpassen, denn da gibt es Welse. Welse sind die größten Fische Europas, manchmal können sie bis zu drei Meter lang und 150 Kilo schwer werden. Zugegeben: Ein Angriff durch einen Wels ist sehr selten – aber möglich. Es kann passieren, dass ein Wels Schwimmer attackiert, weil diese zu nah an das Welsnest kommen. Grundsätzlich können die kleinen stumpfen Zähne des Fischs aber keine großen Wunden verursachen. Schauergeschichten rund um den Wels sind also meistens erfunden – die meisten Angriffe verlaufen glimpflich.
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