Wer nach dem Lernen Alkohol trinkt, kann Gelerntes besser behalten, als andere, die nach dem Auswendiglernen nüchtern bleiben, zeigt eine Studie der Universität Essex.
Alkohol verbessert die Gedächtnisleistung - auch, wenn es abwegig klingt, diese Erkenntnis gibt es schon seit einiger Zeit. Sie war das Ergebnis von Studien unter Laborbedingungen. Die Forscher der Universität Essex in Großbritannien wollten wissen, ob sich der Versuch auch unter realen Bedingungen reproduzieren lässt.
"Eigentlich wollten die Forscher ihr Experiment in einer Kneipe machen, viele Wirte waren aber wohl ziemlich spaßbefreit und haben abgelehnt. Also mussten die Studienteilnehmer jeweils bei sich zu Hause trinken."
Knapp 90 Probanden zwischen 18 und 53 Jahren nahmen an dieser Untersuchung teil. Alle Versuchsteilnehmer mussten erfundene Worte lernen. Die eine Hälfte der Gruppe durfte nach dem Auswendiglernen so viel Alkohol trinken wie sie wollte, die andere sollte nüchtern bleiben. In der Regel tranken die Studienteilnehmer vier große Gläser Bier.
Je mehr Alkohol, desto besser die Gedächtnisleistung
Das Ergebnis: Die Gruppe, die Alkohol getrunken hatte, konnte sich die Wörter deutlich besser merken, als die, die nüchtern geblieben war. In ihrer Abhandlung gehen die Forscher noch einen Schritt weiter: Je mehr Alkohol die Probanden getrunken hatten, desto leichter fiel es ihnen, sich am nächsten Morgen an die gelernten Worte zu erinnern.
Alkoholeinfluss erschwert es, neue Informationen zu speichern
Bisher wissen die Forscher nicht, ob der Alkohol einen direkten oder indirekten Einfluss auf das Gedächtnis ausübt. Sie vermuten, dass wir uns Dinge besser merken können, wenn wir anschließend Alkohol trinken, weil der Alkoholkonsum es uns erschwert neue Informationen aufzunehmen. Die Wissenschaftler glauben, dass uns dadurch mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, die uns helfen gerade erst Gelerntes zu behalten.
Außerdem beeinflusst der Alkohol auch unseren Schlaf. Die Forscher nehmen an, dass der Alkohol den Tiefschlaf nach dem Trinken verlängert und kürzlich Gelerntes dadurch gefestigt wird.
Zwei Schwachstellen der Studie
Rund 90 Teilnehmer reichen nicht aus, um eine empirisch Studie durchzuführen. Zudem hat nur die Hälfte der Probanden Alkohol zu sich genommen. Die Ergebnisse der Untersuchung haben damit keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Ein weiterer entscheidender Punkt: Die Forscher schauen sich in diesem Experiment nur eine kurzfristige Wirkung von einmaligem Alkoholkonsum an. Das erlaubt ihnen auch nicht, allgemeingültige Aussagen über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gedächtnisleistung zu treffen.
Suchtgefahr bei Alkohol:
- Alkohol? Kenn dein Limit. | Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung