Egal ob Bundestagswahl 2017, die US-Wahl 2016 oder der Dürresommer: Denken wir an große Ereignisse, fallen uns andere aus dem gleichen Zeitraum ein - ganz ohne inhaltlichen Zusammenhang. Forscher haben das Phänomen nun untersucht.
Karl Healy, einer der beiden Wissenschaftler, kam auf die Idee zu der Studie, als er die US-amerikanische Präsidentschaftswahl 2016 verfolgte. Damals wurde ihm bewusst, dass viele Menschen gleichzeitig sehr fokussiert auf dieses eine Thema waren – es also als konkretes Ereignis taugt, um viele Menschen zu befragen.
Schon länger wird in der Gedächtnisforschung gerätselt, wie das Gehirn Erinnerungen verknüpft. Spielt es eine Rolle, wann und in welcher Folge wir etwas erlebt haben? Alte Untersuchungen waren nicht sehr lebensnah: Probanden sollten sich zum Beispiel Wortreihen merken. Daran konnten Forscher erkennen, dass unser Gehirn Begriffe miteinander verknüpft – denn wenn den Probanden ein Wort aus einer Reihe einfiel, kam ihnen auch eher auf ein weiteres Wort aus dieser Reihe in den Sinn.
Teilnehmer konnten Ereignisse zeitlich gut sortieren
Karl Healy und seine Kollegen vom Institut für Psychologie an der Michigan State Uni, fingen also zwei Tage nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde an, Daten zu sammeln.
Das wiederholten sie einen Monat später. Sie befragten per Online-Fragebogen knapp 900 Personen. Diese sollten möglichst viele Nachrichtenberichte aufschreiben, die mit der Wahl zu tun hatten und sie in die richtige zeitliche Reihenfolge bringen.
"Die älteste Schlagzeile, die ein Teilnehmer genannt hat, war vom März 2015, mehr als anderthalb Jahre vor der Wahl. Da ging es um den Email-Skandal von Hillary Clinton."
Das Ergebnis: Die Erinnerungen der Probanden reichten einige Zeit zurück: Die älteste Schlagzeile, die genannt wurde, war vom März 2015 – also mehr als anderthalb Jahre vor der Wahl. Durchschnittlich konnte sich jeder Teilnehmer an elf Schlagzeilen erinnern. Die meisten konnten diese Schlagzeilen auch zeitlich gut sortieren. Allerdings erinnerten sie sich am ehesten an Gruppen von Ereignissen im gleichen Zeitraum.
Gehirn sortiert Erinnerungen nach Chronologie
Den Forschern fiel auf, dass die Probanden sich oft an mehrere Ereignisse erinnern konnten, die im Zeitraum von zehn Tagen stattfanden. Daraus schlossen sie, dass Ereignisse, im Gehirn verknüpft werden, wenn sie zeitlich nah beieinander liegen.
"Die Erinnerung funktioniert mit Nachrichten offenbar ziemlich ähnlich wie bei den Wortlisten aus den Standard-Gedächtnistests."
Um ihre Erkenntnisse zu belegen, haben die Wissenschaftler das Experiment nochmal wiederholt. Dazu sollten die Probanden beliebige Schlagzeilen aus dem Jahr 2018 aufschreiben. So wurde sichergestellt, dass es nicht um eine thematische, sondern zeitliche Verknüpfung ging.
Auch hier kamen die Forscher zu demselben Ergebnis – auch bei Schlagzeilen, die thematisch nichts miteinander zu tun hatten. Aus diesem Grund glauben Karl Healy und seine Kollegen, dass unser Gehirn Erinnerungen in chronologischer Reihenfolge ablegt – was auch dabei helfen soll, die Erinnerungen später wieder abzurufen.
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