200 Euro für eine Feier? Das war ihr zuviel. Trang hat beim Junggesellinnenabschied ihrer Freundin nur teilweise mitgefeiert – wegen des Geldes. Das Problem mit Feiern, Geld und Erwartungen erklärt Psychotherapeutin Angelika Vandamme.
45 Euro, das war ihr Limit. Es hätten locker 200 Euro werden können. Für Trang wäre das für diesen einen Jungesellinnenabschied – kurz JGA – ihrer Freundin einfach zu viel gewesen. Mit einer Notlüge verabschiedete sie sich noch vor dem Dinner – und lies auch die Übernachtung im Hotel sausen. "Das war mir total unangenehm", sagt sie heute. Eine gewisse Irritation sei der Freundin und Braut anzumerken gewesen.
Zum Glück musste Trang nicht auch noch anreisen, sagt sie heute. Im Ergebnis waren es dann 65 Euro für die Feier. Mit der Braut hat Trang bis heute nicht darüber gesprochen.
Feiern stellt die Geldfrage
Wie so oft fing alles ganz harmlos mit einer Whatsapp-Gruppe und einer sehr engagierten Trauzeugin an. Als sich relativ hohe Kosten abzeichneten, auch die griechische Insel Korfu war als Ausflugsziel kurz im Gespräch, fragte Trang in ihrem Freundeskreis, was sie denn tun soll, wenn ihr die Sache zu teuer wird. "Sagt das doch einfach, wenn du dir das nicht leisten kannst", war die Antwort.
"Ich möchte nicht über Geld reden, wenn ich über einen schönen Tag meiner Freundin spreche."
Während der Planungsphase schrieb Trang dann schließlich eine sehr freundliche Nachricht an die Gruppe aller Teilnehmerinnen. Ihre Botschaft war am Ende, dass sie nicht mehr als 45 Euro ausgeben möchte. Für die anderen sei damit klar gewsen, dass Trang dann nicht an allen Aktivitäten teilnehmen kann.
"Leider war es ein Negativbeispiel. Aber ich bin jetzt umso sensibilisierter für meinen JGA."
Noch in diesem Jahr steht Trangs Hochzeit an und nun ist sie selbst diejenige, für die ein JGA organisiert wird. Sie hat ihrer Trauzeugin schon gesagt, dass sie niemandem eine Reise zumuten möchte. Picknicken oder eine gemeinsame, kreative Aktivität ohne gemeinsame Anreise seien auch fein, findet sie.
"Vor allem ist der Faktor Geld dann Problem, wenn viele Erwartungen daran geknüpft sind."
Ob, JGA, Hochzeit oder Geburtstag: Das Bedürfnis zu haben, groß zu feiern, ist eigentlich unproblematisch, findet Psychotherapeutin Angelika Vandamme. Eine Erwartung damit zu verknüpfen hingegen kann problematisch sein.
Reden hilft
Zwar könne so ein eventuell mehrtägiges Event einen Freundeskreis zusammenschweißen, aber doch vielleicht allein nicht über die Spanne eines ganzen Lebens hinweg. Angelika Vandamme empfiehlt den Menschen, die einladen, möglichst offen über die Details der geplanten Feier zu sprechen, auch die finanziellen.
"Als Gastgeber*in habe ich kein Recht darauf, dass meine Freunde mein Bedürfnis auch erfüllen. Ich kann es mir wünschen, aber ich darf es nicht erwarten."
Ist ein größeres Geschenk geplant, rät sie zu Flexibilität, was die Höhe der Einzelbeiträge angeht. Wer aus der Gruppe der Schenkenden nur weniger beitragen kann, solle auch dazu die Möglichkeit haben.
Hinweis: Trang wollte im Podcast nicht mit ihrem tatsächlichen Namen erscheinen. Dieser ist der Redaktion bekannt.
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- Trang erzählt, wie es war, aus finanziellen Gründen nicht beim ganzen JGA dabei sein zu können.
- Psychotherapeutin Angelika Vandamme plädiert dafür, in Freundschaften offen über Geld zu sprechen.