Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will für die Geburtshilfe ein duales Studium einrichten. Damit soll der Beruf für mehr Menschen attraktiver werden. Die finanziellen Probleme in dem Beruf werden dadurch aber nicht gelöst.
Andere EU-Länder haben längst die EU-Richtlinie umgesetzt, und die Geburtshilfe zu einem Studienfach gemacht. Die Richtlinie schreibt vor, dass die Hebammenausbildung bis 2020 reformiert werden muss. Deutschland ist in dem Punkt ein Nachzügler.
Bachelor-Studiengang
In dem dualen Studienfach werden theoretische und praktische Inhalte vermittelt. Zur Theorie gehören Bereiche der Allgemeinmedizin und Pharmakologie. Die Hebammen und Entbindungspfleger schließen das Studium mit einem Bachelor ab. Einige Hochschulen bieten das Fach bereits an.
Aufwertung und bessere Bezahlung von Hebammen steht noch aus
Der Deutsche Hebammenverband setzt sich schon lange dafür ein, dass die Hebammenausbildung akademisiert wird. Die Anforderungen in dem Beruf seien immens gestiegen, sagt Yvonne Bovermann vom Deutschen Hebammenverband. Durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Beruf hofft der Hebammenverband, dass der Beruf an sich hinterfragt und reformiert werden wird.
"Wir erhoffen auch, dass Hebammen bereits durch ihre Bachelorarbeit Geburtshilfe und unseren Beruf hinterfragen, den Frauen eine Stimme geben und anders befragen als bisher."
Momentan gibt es zu wenige Frauen und Männer, die den Beruf ausüben. Durch das Studium könnte er attraktiver werden. Aber die niedrigen Verdienstmöglichkeiten werden dadurch nicht beseitigt. Deshalb fordert der Deutsche Hebammenverband nach wie vor die Regierung auf, für eine angemessene Bezahlung im Krankenhausbereich und in der Freiberuflichkeit zu sorgen.
"Mit diesen Forderungen nach einer besseren Bezahlung dürfen wir nicht innehalten. Diese Akademisierung wird nicht alles lösen können. Wir fordern die Regierung weiterhin dazu auf, eine angemessene Bezahlung auch im Krankenhausbereich und in der Freiberuflichkeit umzusetzen."
Die Ausbildung zur Hebamme und Entbindungspfleger soll bis zum 18. Januar 2020 komplett akademisiert sein. Yvonne Bovermann bezweifelt, dass das gelingt. Es gäbe noch viele ungeklärte Fragen wie zum Beispiel die Finanzierung oder ausreichend Lehrkräfte, die an Hochschhulen unterrichten dürfen.
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