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Arten, die der Mensch über die Kontinente verbreitet, sind zu 90 Prozent kein Problem. Manche sind es dann aber eben doch, sagt der Biologe Hanno Seebens.

Asiatische Erdwürmer der Arten Amynthas und Metaphire fühlen sich in Nordamerika so wohl, dass sie möglicherweise die dort heimischen Arten verdrängen. Diese sind in der Regel ursprünglich europäischer Herkunft. Seit spätestens 2016 schreiben Biologen von einer Invasion asiatischer Erdwurmarten. Auch in Deutschland gibt es neue Arten, die sich inzwischen bei uns wohlfühlen: Halsbandsittiche und Nandus, große flugunfähige Laufvögel, die aus Südamerika stammen, gehören dazu.

Die meisten gebietsfremden Arten breiten sich im Zuge des globalen Handels aus, sagt der Biologe Hanno Seebens. Es ist auf Biodiversität spezialisiert und arbeitet für das Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main. Gebietsfremd bedeutet häufig, dass sich diese Arten über Kontinente hinwegbewegen.

"Worüber wir hier sprechen, das sind gebietsfremde Arten, die wirklich durch Menschen von einem Punkt zum anderen gebracht worden sind."
Hanno Seebens, Biologe, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

In etwa 90 Prozent der Fälle, hätten diese gebietsfremden Arten kaum eine Auswirkung, ordnet Hanno Seebens ein. Die Ausnahmefälle könnten dann allerdings sehr wohl ökonomische und ökologische Schäden verursachen. Das würden am häufigsten dann Land- und Forstwirtschaft bemerken, sagt Hanno Seebens. Staaten innerhalb der EU wendeten schätzungsweise jährlich zwölf Milliarden Euro auf, um die Schäden zu reduzieren.

Verschiebungen bei den Arten

Auch würden heimische Arten wegen der neuen Konkurrenz in der Regel nicht aussterben, jedenfalls nicht auf einem gesamten Kontinent. Hanno Seebens spricht von Verschiebungen bei den Arten. Auf Inseln könne es hingegen vorkommen, dass Arten vollständig verschwinden. Eines der bekannteren Beispiele hierfür ist die Taubenart Dodo. Sie wurde durch Seefahrer und durch von ihnen eingeschleppte Ratten auf der Insel Mauritius ausgerottet.

Kontrollen bei der Einfuhr sind für den Biologen das wirksamste Mittel, um die Verbreitung gebietsfremder Arten einzuschränken. Er nennt beispielsweise die Sterilisierung von Holzpaletten und das Klären von Ballastwasser aus Schiffen.

Tierarten bewegen sich

Arten, die sich auf gewöhnlichem Weg, also ohne die Hilfe des Menschen ausbreiten, sind mit gebietsfremd nicht gemeint, erklärt Hanno Seebens. Er sagt: "So wandern Arten aufgrund des Klimawandels aus Südeuropa weiter nach Norden. Sie kommen dann auch bei uns immer besser zurecht." Schließlich sei die Welt der Arten auch ohne den Menschen in ständiger Bewegung.

"Arten müssen sich auch anpassen und ausbreiten, um überhaupt überleben zu können."
Hanno Seebens, Biologe, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war von Emus die Rede, die sich in Mecklenburg-Vorpommern ausbreiten. Es handelt sich dabei aber um Nandus. Wir haben das im Text korrigiert.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Nandus, Halsbandsittiche und Co
Gebietsfremde Arten – weitgehend unbedrohlich
vom 02. Oktober 2020
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Hanno Seebens, Biologe, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum