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Israel hat am Dienstag (17.07.) Treibstofflieferungen in den Gazastreifen gestoppt und damit die Blockade des Palästinensergebiets erneut verschärft. Grund sind Brandsätze, die seit Monaten vom Gazastreifen aus per Ballons und Drachen losgeschickt werden und Feuer auf israelischem Ackerland verursachen.

Mit Flugballons und Flugdrachen schicken Rebellen aus dem Gazastreifen immer wieder Brandsätze nach Israel rüber. Auf der palästinensischen Seite werden derartige Angriffe dann heruntergespielt, nach dem Motto: Das sei doch gar nichts gewesen, da sei auch niemand ums Leben gekommen – berichtet unser Korrespondent Benjamin Hammer.

Israel sieht das anders. Dort sind durch die Brandsätze große Ackerflächen verbrannt. Israel hat deswegen mit Bombardements im Gazastreifen reagiert: "Da muss man sehr vorsichtig sein", sagt Benjamin Hammer, "das sind wirklich sehr begrenzte Angriffe. Viele dieser Jugendlichen, die diese Brandsätze schicken, die sind noch sehr jung. Und da ist das Vorgehen der israelischen Armee im Moment eher, dass es Warnschüsse sind und man die nicht angreift."

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist bedenklich

Israel blockiert die Grenzen zum Gazastreifen. Die Blockade wurde auch noch einmal verschärft, indem Israel Treibstofflieferungen in den Gazastreifen bis Ende der Woche untersagt hat. Israel will damit den Druck auf die Hamas erhöhen.

Die radikalislamische Hamas, die seit 2008 den Gazastreifen kontrolliert, möchte die Blockaden aufheben. Im Hintergrund werde auch durchaus auf diplomatischer Ebene verhandelt, sagt unser Korrespondent Benjamin Hammer.

"Es ist eine schwierige Situation aus Sicht der Hamas: Einerseits die Kriegsrhetorik, heftige Worte von den Anführern. Andererseits agiert die Hamas durchaus auf diplomatischem Parkett."
Benjamin Hammer, Korrespondent in Israel

Natürlich möchte sich die Hamas auch die Macht im Gazastreifen sichern - was nicht ganz einfach ist, denn wegen der schlechten humanitären Lage gibt es derzeit – auch von palästinensischer Seite aus – sehr viel Unmut gegenüber der Palästinenserorganisation.

Benjamin Hammer sagt, es gebe auch Stimmen in der israelischen Armee, die die Treibstoffblockade als brandgefährlich bezeichnen. Denn die humanitäre Lage im Gazastreifen sei bereits so schlecht, dass eventuell genau das Gegenteil der Ziele eintreten könne – nämlich, dass die Lage noch weiter eskaliert.

Der Konflikt könnte sich weiter zuspitzen

Unser Korrespondent sagt: "All diese Dinge, die man gerade plant - Gefangenenaustausch, eine Versöhnung mit israelischen Autonomiebehörden – das klingt alles gut. Aber wenn es in einigen Wochen nicht eintritt, so sagte mir das ein Politikwissenschaftler im Gazastreifen, dann kann die Hamas so sehr mit dem Rücken zur Wand stehen, dass es zu einem Krieg kommt."

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Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Treibstoffblockade
Die Situation im Gazastreifen spitzt sich weiter zu
vom 17. Juli 2018
Gesprächspartner: 
Benjamin Hammer, Korrespondent in Israel
Moderator: 
Ralph Günther