Neue Zahlen zeigen: Immer weniger Leute essen in Kantinen. Das hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun. Denn inzwischen arbeiten immer mehr Menschen von zu Hause.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat aktuelle Zahlen veröffentlicht: Im letzten Jahr haben die Kantinen 11,3 Prozent weniger Umsatz gemacht als 2019 – also vor Corona. Das ist zwar leicht besser als während der Pandemie, doch laut Dehoga ist die Lage aktuell "herausfordernd". Manche Kantinenbetreiber teilen mit, dass sich der Betrieb für sie wirtschaftlich nicht mehr lohnt. Einige ziehen auch bereits Konsequenzen: Der bisherige Betreiber der Kantine im Landratsamt Karlsruhe zum Beispiel hört auf.
Neue Essensgewohnheiten durch Homeoffice
Wie häufig und wie viele Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten, beeinflusst natürlich auch, wie viele Menschen in die Kantinen gehen. Allerdings kommt es hier auf die Branche an. Laut Dehoga arbeiten etwa im Dienstleistungsbereich mehr Menschen im Homeoffice – und gehen deswegen weniger in die Kantine. In Fabriken sieht das dagegen anders aus.
Probleme: steigende Lebensmittelpreise und höhere Mehrwertsteuer
Ein weiterer Grund: Auch die Kantinen bekommen die steigenden Lebensmittelpreise zu spüren. Und dass die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben wurde, macht sich laut Dehoga auch bei den Kantinenpreisen bemerkbar. Viele Leute holen sich dann lieber schnell was beim Supermarkt um die Ecke. Oder sie bestellen Essen beziehungsweise holen sich was to go – das wird nämlich mit sieben Prozent besteuert und ist oft günstiger als Essen in der Kantine.
Die Kantine der Zukunft
Im Kantinenalltag muss sich also etwas tun, damit wieder mehr Leute dort essen. Wichtigster Punkt dabei: Das Essen muss einfach schmecken, meint Patrick Wodni. Er ist stellvertretenden Projektleiter bei "Kantine Zukunft". Die Initiative berät Kantinen im Auftrag des Berliner Senats, um die Qualität zu steigern und das Essen möglichst regional und gesund zu gestalten. Neben einem guten Geschmack wollen sich die meisten Menschen ja auch nicht schlecht fühlen mit dem, was sie essen, findet Patrick Wodni.
"Wenn ich mir einfach Gedanken darüber mache, wie mein vegetarisch-veganes Angebot aussehen kann und trotzdem noch gegessen wird [...] dann ist das schon mal ein großer Schritt."
Es geht nicht darum, das Schnitzel oder die Bolognese komplett vom Speiseplan zu streichen, sagt Patrick Wodni. Sondern darum, in jeder Kantine individuell zu schauen: Was wollen die Leute in diesem Betrieb essen? Und wie kriegen wir das vielleicht gesünder hin? Beispiel: Bolo mit weniger Fleisch oder frischer statt TK-Blumenkohl.
"Dann wird 'ne Bolo mit weniger Fleisch und mehr Gemüse oder Hülsenfrüchten gekocht. Oder statt TK-Blumenkohlröschen werden frische Blumenkohlköpfe eingekauft."
Dabei wird darauf geachtet, wie genau man das umsetzen kann, damit es nicht zu teuer wird. Das schaut sich "Kantine Zukunft" für jede Küche separat an. Projektleiter Patrick Wodni findet, dass Corona eine positive Veränderung gebracht hat: Seitdem würden sich nämlich viele Leute viel mehr damit beschäftigen, was sie essen. Und sie seien viel bereiter, auch mal etwas anderes auszuprobieren.