Johann Ockenga ist Gastroenterologe und Klinikdirektor am Klinikum Bremen-Mitte. Er sagt: "Histaminintoleranz gibt es gar nicht".
Zöliakie ist die einzige Unverträglichkeit, die man entweder hat oder nicht. Wer es hat, kann pro Tag 20 Milligramm zu sich nehmen, bei allem, was darüber liegt, kriegt er Probleme. Anders ist es bei Laktose- und Fruktoseintoleranz. Da gibt es verschiedene Abstufungen. Jeder Mensch verträgt unterschiedlich viel oder wenig Milchzucker beziehungsweise Fruchtzucker. Auch gegen Nüsse entwickeln manche Menschen allergische Reaktionen.
"Die Zeichen, die der Patient hat, sind ähnlich, Bauchbeschwerden, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall."
Gefährliche Symptome
Johann Ockenga sagt, man muss als Arzt klären, ob eine Unverträglichkeit vorliegt. Wenn nichts Konkretes vorliegt, sprechen Mediziner vom Reizdarmsyndrom. Das bedeutet, dass man es nicht genau weiß, bekannte Intoleranzen aber ausgeschlossen hat. Gefährlich wird es, wenn der Patient sogenannte Red-Flag-Symptome zeigt: nächtlicher Durchfall, Blut im Stuhl.
"Eigentlich ist derjenige, der den Milchzucker nicht verdauen kann, der Normale."
Früher war Muttermilch die einzige Milch, die der Mensch getrunken hat - schließlich gab es noch keine Milchwirtschaft mit Kühen. Insofern, erklärt der Gastroenterologe, ist es normal, wenn Menschen Milchzucker nicht verdauen können. In Asien betrift das sogar die meisten Menschen.
Modeerscheinung
Der Boom um gluten- oder laktosefreie Lebensmittel sei eine Modeerscheinung, findet der Mediziner. Und eine gelungene Marketingstrategie, schließlich sind diese Produkte viel teurer als gewöhnliche Lebensmittel.