Der Frühling ist da und nach einem Jahr Pandemie scheint die Lust auf Gartenarbeit groß. Der Industrieverband Garten vermeldet einen Umsatzrekord. Und tatsächlich: Gartenarbeit scheint Menschen glücklich zu machen. Der Bio-Gärtner Olaf Schelle schwärmt von seinem Beruf und macht sich nicht länger Sorgen um den Nachwuchs.
Gartenarbeit ist besser als Sex. Das hat fast die Hälfte der befragten Deutschen in einer Studie eines finnischen Gartengeräteherstellers gesagt. Mit durchschnittlich fünfeinhalb Stunden Gartenarbeit pro Woche sind die Deutschen deshalb wohl auch internationale Spitzenreiter, sagt unser Reporter Mathias von Lieben.
Gartenarbeit macht zufriedener
In diesem Jahr könnte es vielleicht sogar noch etwas mehr Zeit werden. Die Corona-Pandemie hat die Lust auf Natur, einen eigenen Garten, Kleingarten oder Hochbeet verstärkt, mutmaßt unser Reporter. Dazu passt der Umsatzrekord von 20 Milliarden Euro, den der Industrieverband Garten für 2020 vermeldet hat.
Eine Untersuchung der Uni Geisenheim kam nach dem ersten Corona-Lockdown im letzten Jahr zu dem Ergebnis: Hobbygärtner verbringen nicht nur doppelt so viel Zeit an der frischen Luft wie Menschen ohne Garten, sie sind auch glücklich und zufriedener. Mittlerweile haben rund 36 Millionen Menschen in Deutschland einen eigenen Garten, Tendenz steigend.
"Eine Untersuchung der Uni Geisenheim nach dem ersten Corona-Lockdown kam zu dem Schluss: Hobbygärtner verbringen nicht nur doppelt so viel Zeit an der frischen Luft wie Menschen ohne Garten, sie sind auch zufriedener."
Schreber- und Kleingärten gelten längst nicht mehr als spießig. Auf den langen Wartelisten für die beliebten Parzellen stehen vor allem junge Familien. Während der Corona-Pandemie dürften es noch mehr geworden sein. Urbane und kulturelle Räume seien geschlossen worden, es blieb nur die Flucht in die Natur, um sich von der häuslichen Enge zu befreien, sagt die Zeitgeist-Forscherin Kirstine Fratz. Der Botanische Garten der Uni Wien veranstaltet mittlerweile sogar Seminare zu den Grundlagen des Balkongärtnerns.
Gesundheit, Ernährung, Gartenbau
Der Bio-Gärtner Olaf Schnelle kann den Hype gut nachvollziehen. Er verstehe die Leute, die jetzt in die Gärten rennen. Wenn jemand wie er, der schon seit 30 Jahren Gärtner ist, das noch immer gerne mache, das bedeute etwas, sagt er. Schnelle ist ökologischer Gemüsegärtner. Seine Kunden sind unter anderem Sterne-Restaurants, aber auch immer mehr Privatkunden. Der Gartenboom passt in die Zeit: Gesundheit, Ernährung, Gartenbau, das hänge ja alles miteinander zusammen, sagt Olaf Schnelle.
"Gesundheit, Ernährung, Gartenbau, das hänge ja alles miteinander zusammen."
Für Garten-Newcomer hat Olaf Schnelle ein paar gute Tipps. Er rät dazu, sich ein Grund-Know-How anzueignen, nicht zu große Pläne zu schmieden und mit wenig Kulturen anzufangen. Sonst sei der Frust zu groß, wenn etwas nicht gleich wächst oder die Pflege zu aufwendig wird, sagt er. Wichtig sei außerdem, sich gut um den Boden und die Mikroorganismen darin zu kümmern. Weniger Dünger und lieber Mulchen – das Bedecken des Bodens mit nicht verrotteten organischen Materialien.
Die ursprünglichen Prozesse des Aussäens, des Pflegens und irgendwann des Erntens seien wunderschön und die Erfolge schnell sichtbar. Mit ein bisschen Übung und Geschick sei es dann auch kein Kampf gegen die Natur, sondern es werde irgendwann zu einem Tanz mit der Natur, so der Gärtner.
"Irgendwann wird es kein Kampf, sondern zu einem Tanz mit der Natur, wenn man die Prozesse begreift."
Schnelle glaubt zwar, dass der Gartenboom und der Run auf die Gartenbaumärkte nach der Pandemie wieder etwas abflauen werden, jedoch wird das Niveau ein höheres sein als zuvor. Er habe sich lange gesorgt, einen Betriebsnachfolger zu finden. "Da bin ich mittlerweile optimistischer. Viele junge Menschen gehen wieder in meinen Gärtnerberuf rein, das war lange Zeit nicht so."
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