In China dürfen Kinder und Jugendliche nur noch drei Stunden pro Woche Online-Games zocken. Vordergründig geht es um Jugendschutz, im Kern aber um Chinas Macht über Konzerne. Die Jugendlichen sind sauer – und suchen sich Umwege.
Die neuen Regeln der Regierung verbieten Jugendlichen das Spielen zwischen Montag und Donnerstag komplett. An Wochenenden und Feiertagen sind Online-Games für sie nur noch zwischen 20 und 21 Uhr erlaubt. Die Beschränkung sorgt bei den Jugendlichen für Empörung, sagt unsere ARD-Korrespondentin in Peking, Ruth Kirchner.
"Sex ist in China ab 14 erlaubt, Arbeiten ab 16 aber Online-Spielen erst ab 18. Das ist doch ein Witz."
Die chinesischen Behörden argumentieren mit Jugendschutz: Die Regeln seien notwendig, um die Spielsucht zu beschränken, erklärt die Journalistin. "Kürzlich wurden Online-Spiele in einer staatlichen Zeitschrift als 'elektronische Drogen' bezeichnet. Es geht darum, die Macht dieser großen Internetfirmen wie Tencent zu beschränken", sagt Ruth Kirchner.
China will die Macht über die Konzerne
Hinter alledem stecke auch der "alte sozialistische Traum, dass man Menschen nach sozialistischen Idealen formen kann", erklärt die Korrespondentin. "Auf der wirtschaftlichen Ebene ist das knallharte Marktregulierung, eine Eindämmung der Macht der Konzerne. Der Staat führt, die Unternehmen folgen, die Unternehmen müssen sich den Staatszielen unterordnen", so ihre Einschätzung.
Technisch ist diese Beschränkung relativ einfach möglich, erklärt sie. So würden viele Jugendliche mit dem Handy zocken. Dafür sei bei Tech-Giganten wie beispielsweise Tencent, die viele Spiele haben, eine Anmeldung mit Daten aus dem Personalausweis nötig. "Wenn minderjährige Menschen versuchen, sich außerhalb der Zeiten anzumelden, dann geht das gar nicht", erklärt Ruth Kirchner.
Wie Kinder und Jugendliche mit den Beschränkungen umgehen
Die Firmen machen es den Jugendlichen schwer, auf Accounts von Erwachsenen zuzugreifen. "Nun könnte man meinen: 'Ja, dann kann ich den Account der Eltern benutzen oder von irgendwelchen anderen Erwachsenen'. Aber Firmen wie Tencent experimentieren auch bereits mit Gesichtserkennungs-Technologie", so die Peking-Korrespondentin.
Diese ploppt nach einer Weile auf und gleicht das Gesicht des Gamers oder der Gamerin mit den gespeicherten Daten des Personalausweises ab. "Wenn das dann nicht übereinstimmt, dann fliegt man aus dem Spiel raus", sagt die Journalistin. Hinzu kommt, dass die chinesischen Behörden angekündigt haben, die Firmen verschärft zu kontrollieren.
"In China ist es oft so, dass, sobald es irgendeine neue Regelung gibt oder ein Verbot, die Leute nicht darüber nachdenken, wie sie dem nachkommen, sondern wie man das umgehen kann."
Dennoch, so der Eindruck von Ruth Kirchner, seien die Kinder und Jugendlichen dabei, Lösungen zu finden, wie sie die neuen Beschränkungen umgehen können. Dafür nutzen sie beispielsweise VPN-Clients (Virtual Private Networks), eine Software, mit der Nutzende über einen Server, der in einem anderen Land steht, ins Internet gehen. "Offenbar gibt es eine ganze Menge Tricks, wie man dann doch noch weiterspielen kann", sagt Ruth Kirchner.