Viele Blumenmischungen sind als "insektenfreundlich" gelabelt. Doch sie nützen oft wenig. Wenn ihr Insekten schützen wollt, solltet ihr im Garten und auf dem Balkon auf heimische Pflanzen setzen – und euch beim Blumenkauf ins Insekt hineinversetzen.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um auf dem Balkon oder im Garten zu säen und anzupflanzen. Viele greifen dafür extra zu Blumensamen-Mischungen, die den Hinweis "insektenfreundlich" oder "bienenfreundlich" tragen. Klingt gut, aber so richtig sinnvoll sind die Mischungen nicht, sagt unsere Reporterin Jana Niehof.

Denn am ehesten locken wir damit Honigbienen an. "Die sind zwar süß, aber nicht bedroht", erklärt sie, und "unsere heimischen Wildbienen können mit den Blumen meist nichts anfangen." Aber um die geht es: Denn fast die Hälfte der Wildbienen-Arten sind vom Aussterben bedroht.

Jede Insekten-Art braucht spezifische Pflanzen

"Wir brauchen heimische Pflanzen für heimische Insekten", erklärt Jana weiter. Der Grund: Insekten und Blumen haben sich über Millionen von Jahren gemeinsam entwickelt und aufeinander abgestimmt. "Es gibt bei uns Insekten, die nur den Nektar oder die Pollen von einer ganz bestimmten heimischen Pflanze brauchen", so unsere Reporterin.

"Die Natternkopf-Mauerbiene zum Beispiel braucht den Pollen vom Gewöhnlichen Natternkopf für ihre Larven. Mit anderen Blumen kann sie nichts anfangen."
Laura Breitkreuz, Insektenexpertin vom NABU-Bundesverband

Wir müssen deshalb spezifische Pflanzen anpflanzen, um den Insekten zu helfen, sagt Laura Breitkreuz, Insektenexpertin vom NABU-Bundesverband. Eine heimische Pflanze und ein Wildbienen-Star ist zum Beispiel der Gewöhnliche Natternkopf – diese Pflanze ist äußerst insektenfreundlich. Und nicht nur sie: "Wir können noch ein bisschen mehr einpflanzen: zum Beispiel Löwenzahn oder Rainfarn." Die mögen auch viele Insekten, so die Expertin.

Wenn ihr euch richtig viel Mühe geben wollt, könnt ihr sogar checken, welche Insekten in eurer Region herumfliegen und was genau diese brauchen. Das müsst ihr auch nicht alles selbst recherchieren, denn es gibt Apps dafür. Hilfreich ist zum Beispiel die App "Conservation Gardening" – die listet die heimischen Pflanzen und Insekten vor Ort auf.

Denken wie ein Insekt: Komm ich an die Pollen ran?

Wenn wir wissen, was wir brauchen, müssen wir es natürlich auch noch besorgen. Auch das kann etwas kompliziert sein, ist aber machbar. Häufig haben die Blumen und Samen, die wir kaufen, gar keine natürliche Form mehr. Bei Blumen zum Beispiel werden verstärkt schöne farbige Blütenblätter gezüchtet. Auch als "gefüllte Blüten" bekannt.

"Beim Kauf überlegen: Wenn ich ein Insekt bin, komm ich hier an den Nektar ran?"
Laura Breitkreuz, Insektenexpertin vom NABU-Bundesverband

Die vielen Blütenblätter machen es den Insekten aber schwer, in die Mitte der Blüte, an die Staubblätter zu gelangen – und damit an die Pollen. Achtet deshalb beim Kauf darauf, ob ein Insekt gut in die Mitte der Blüte gelangen kann.

Artikelbild: Eine Rote Mauerbiene, eine Wildbiene, sammelt Pollen am Gemeinen Natternkopf... also alles perfekt.

Shownotes
Tipps fürs Gärtnern
Lecker! Heimische Pflanzen für heimische Insekten
vom 19. März 2025
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Jana Niehof, Deutschlandfunk Nova