Die Zukunft vorhersagen zu wollen, hat eine lange Geschichte. Doch über die Jahrhunderte hinweg ändern sich die Modelle, mit denen sowohl Pseudo- als auch echte Wissenschaftler möglichst präzise nach vorne schauen wollen. Ein Vortrag von Stefan Willer.
Orakelsprüche, der Blick in die Glaskugel oder die Aussagekraft von Träumen: Sie und vor allem die zeichenhafte Deutung von Naturphänomenen werden von zweifelhaften Experten herangezogen, um die Zukunft kommen zu sehen.
Inzwischen jedoch wird die Zukunft in der Gegenwart berechnet. Für ihre Modelle benötigen die Futurologen enorme Rechnerkapazitäten. Gefüttert wird mit Daten aus der Vergangenheit, um Wahrscheinlichkeiten herauszufinden.
"Man delegiert die Zukunftsperspektive an die Computer. Und je mehr Daten wir haben, umso valider werden die Projektionen."
Inzwischen hat die Zukunftsforschung selbst Auswirkungen auf das, was später eintritt oder nicht. Die Vorhersagen können somit die Zukunft beeinflussen. Und mit je mehr Daten die Computer bestückt werden, desto verlässlicher werden die Vorhersagen. Sind diese bedenklich oder gar bedrohend, kommt die Prävention mit ins Spiel. Aus ihrem Sicherheitsgedanken heraus werden die Menschen dann aktiv, um die Zukunft zu beeinflussen - damit es eben nicht ganz so schlimm kommt wie befürchtet:
"Man tut etwas, bevor ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zustand geschieht, damit diese nicht eintreten oder zumindest der Zeitpunkt ihres Eintretens hinausgeschoben wird."
In unserem Vortrag wird auch die Frage aufgeworfen, inwieweit Science-Fiction-Werke Aufschluss über das Zukunftswissen geben können - sogar streng wissenschaftlich gesehen. Denn wissenschaftlich untersucht werden können sie dann, wenn etwa im Jahr 1989 entworfene Zukunftsszenarien für das Jahr 2015 eingetreten sind - oder auch nicht: In diesem Fall nachprüfbar anhand des zweiten Teils der Trilogie "Back To The Future".
Stefan Willer hat seinen Vortrag über die Frage "Was ist Zukunftswissen?"am 11. Januar 2017 in Berlin gehalten. Willer ist Germanist und Komparatist und stellvertretender Direktor des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung. An der Humboldt-Universität leitet er das Forschungsprojekt "Sicherheit und Zukunft. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Security Studies".