Als Bundesliga-Schiedsrichter wird Felix Brych oft über seine Fehler definiert. Druck und Aggressionen ihm gegenüber kennt er aus seinem Job. Für ihn überwiegen aber die schönen Momente. Nur werde darüber viel weniger geredet.

Wenn Felix Brych nach einem Fußballspiel in der Kabine sitzt und niemand über ihn spricht, freut ihn das. Felix Brych ist seit fast zwanzig Jahren Schiedsrichter in der Bundesliga. Zwei Mal ist er zum Weltschiedsrichter des Jahres gekürt worden und auch bei Welt- und Europameisterschaften hat er schon gepfiffen.

Bei seinen Spielen ist ihm eins besonders wichtig: Er möchte möglichst wenig auffallen. "Natürlich falle ich durch meine Entscheidungen auf. Aber wenn das Ergebnis korrekt ist, dann habe ich meinen Job getan. Dann werden die Mannschaften über sich reden, über ihre Taktik und nicht über mich. Auch die Presse wird sich nicht für mich interessieren", sagt er. Dann sei das Spiel geräuschlos verlaufen und das sei sein Ziel als Schiri.

Zwischen Druck und Glücksgefühlen

Vor einem Spiel – gerade wenn es in die Endphase der Saison geht – ist der Druck enorm, erzählt er. Und der Druck steigt, je größer das Spiel ist. Als Schiedsrichter sieht Felix Brych es als seine Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass das Ergebnis gerecht ist und die bessere Mannschaft gewinnt.

"Wenn der Druck nach einem Spiel abfällt, ist das ein unbeschreibliches Glücksgefühl."
Felix Brych, Schiedsrichter in der Bundesliga

Wenn die Spieler zufrieden mit ihm sind, macht ihn das glücklich. Bei den meisten Fußballspielen – von den Hunderten, die er schon geleitet hat – war das auch so. Nur werde über die schönen Momente einer Partie weniger berichtet. "Leider pickt man sich beim Schiedsrichter immer die negativen Momente raus", so Felix Brych. Schiris würden über ihre Fehler definiert – von den Fußballern, den Reporter*innen und den Fans.

Mit Tunnelblick auf dem Platz

Als Felix Brych noch Schiedsrichter im Amateurfußball war, konnte er jedes Wort hören, das Fans ihm von der Tribüne aus zugerufen haben. Damals ist keine Beleidigung an ihm vorbeigegangen.

In der Bundesliga ist das anders. Die Rufe und verbalen Attacken ihm gegenüber nimmt er kaum mehr wahr, so der Schiedsrichter. Während der Bundesliga-Spiele sei er so stark darauf konzentriert, was auf dem Platz passiert, dass er einen Tunnelblick bekommen würde. Die Fanrufe vergleicht Felix Brych mit einer dunklen Wolke, die zwar einen gewissen Druck ausstrahlt. Ihn aber nicht mehr so erreicht wie früher im Amateurfußball.

"Die guten Spiele lobt keiner öffentlich. Aber natürlich gibt es im Kabinengang auch Spieler oder Ordner, die einem auf die Schulter klopfen."
Felix Brych, Schiedsrichter in der Bundesliga

Live im Stadion dabei zu sein – mitten im Hexenkessel zu stehen, wie Felix Brych es nennt – ist für ihn einer der entscheidenen Punkte, warum er seinen Job gerne macht. Als Schiri ist er viel rumgekommen, hat internationale Spiele gepfiffen. Seit 2021 konzentriert er sich ausschließlich auf die Bundesliga. Er bekommt jede Partie mit, sagt er, auch wenn er sie nicht pfeift. "Ich gucke jede Woche Fußball. Ich kenne meine Pappenheimer und bin immer dabei."

Im Gespräch mit Thilo Jahn erzählt Felix Brych noch mehr darüber, wie man überhaupt Schiri wird und auch, warum es für ihn so wichtig ist, sich mental auf ein Spiel vorzubereiten. Klickt dafür oben auf den Play-Button.

Shownotes
Felix Brych über Profi-Fußballspiele
Schiedsrichter: "Ich gehe nicht für Lob ins Spiel"
vom 06. Mai 2023
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Felix Brych, Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga