Die WM ging völlig daneben. Joachim Löw wünscht sich mehr Individualisten. Grund genug, zum Start der neuen Bundesliga-Saison zu fragen: Wird in den Nachwuchsleistungszentren die richtige Arbeit gemacht?
Mit dem Spiel Bayern München gegen Hoffenheim startet die neue Bundesliga-Saison. Gut, dass es endlich wieder losgeht, sagen viele. Dann lässt sich die verkorkste WM besser vergessen. Am Mittwoch (22.08.2018) hat sich Bundestrainer Joachim Löw mit Vertretern von DFB und Profi-Clubs getroffen. Dabei ging es auch um die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) der Bundesliga-Clubs.
"Jogi Löw wünscht sich auf bestimmten Positionen echte Spezialisten: Spieler, die zum Beispiel besonders stark in Eins-zu-eins-Situationen sind. Wie in der französischen oder belgischen Nationalmannschaft."
Die Ergebnisse des deutschen Nachwuchsfußballs waren schon mal deutlich besser: Die U17 ist bei der EM 2018 in der Vorrunde rausgeflogen, die U19 war gar nicht erst für die EM qualifiziert. Für die U20 war bei der WM im vergangenen Jahr im Achtelfinale Schluss.
Taktik oder Individualität?
Die Frage, die sich stellt: Wird in den Nachwuchsleistungszentren richtig trainiert? Wird dort Vielfalt zugelassen? Oder geht die individuelle Genialität der Spieler verloren, weil taktische Maßgaben mehr Gewicht bekommen?
Max-Jacob Ost vom Fußball-Podcasts Rasenfunk kann Joachim Löws Kritik zwar nachvollziehen, findet aber auch, dass sie "von interessanter Stelle" kommt.
"Die Frage ist, ob Löw da nicht auch Verantwortung sehr schnell weiterreicht an die Nachwuchsleistungszentren."
Verantwortung weiterreichen sei auch nicht die Lösung. Der Bundestrainer beschwere sich über fehlende Individualisten, die auch mal den Zweikampf suchen – habe gleichzeitig aber Leroy Sané nicht mit zur WM genommen. Begründung: Er passe angeblich nicht zur Zusammensetzung des Teams.
Warum hat Löw Sané nicht zur WM mitgenommen?
Die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga-Clubs sind Anfang der 2000er Jahre aus dem Boden geschossen, nachdem der deutsche Fußball damals so richtig schlecht war.
Wir Deutsche seien immer dann gut, wenn wir eine Anforderungsliste und Pläne erstellen, sagt Max-Jacob Ost. Die hakten wir dann Punkt für Punkt ab und meistens komme dabei auch etwas Gutes raus.
Hervorragende Infrastruktur
Die Infrastruktur der Zentren (sowie der DFB-Stützpunkte, die das System der NLZ noch ergänzen) sei "nahe an einem sehr guten Idealzustand", sagt Max. Ein dichtes Netz aus Stützpunkten, die es ermöglichen, neben der Schule Fußball zu spielen.
Individualität werde aber eben nicht vorrangig über Organisationsstrukturen, sondern über die Personen gefördert, die die NLZ verantworten.
"Wichtig für die Förderung von Individualität sind die Verantwortlichen, die die NLZ betreiben."
Es müsste sich etwas im Mindset, in der Mentalität der Verantwortlichen, verändern, glaubt Max. Einfach mit dem Finger schnippen werde nicht genügen.
Der Vorteil: Die Bundesligaklubs werden in ihrer Nachwuchsarbeit besser werden – weil sie es müssen, sagt Max. Ansonsten seien sie nämlich irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig. Und für den immer absurder werdenden Transfermarkt hätten die allermeisten deutschen Vereine nicht die Finanzkraft.
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