In einer Umfrage zieht die SPD mit der Union gleich. Ein Grund dürfte Olaf Scholz sein, der als Kanzlerkandidat beliebter ist. Eine Politikwissenschaftlerin sagt: Er hat es geschafft, seine Skandale nicht zum Thema werden zu lassen.
In den Umfragen zur Bundestagswahl 2021 liegen die drei möglichen Regierungsparteien dicht beieinander. Aktuell könnten die Bündnisse Schwarz-Rot-Grün (Kenia-Koalition), Schwarz-Rot-Gelb (Deutschland-Koalition), Schwarz-Gelb-Grün (Jamaika-Koalition) und Rot-Gelb-Grün (Ampel-Koalition) die nächste Regierung stellen.
Nicht rund läuft es für die Union. Die Umfragewerte für Kandidat Armin Laschet gehen abwärts. Nun liegen SPD und Union laut einer Wahlumfrage gleichauf bei 22 Prozent.
Wenn Bürgerinnen und Bürger den Kanzler oder die Kanzlerin direkt wählen könnten, würden 34 Prozent der Deutschen Scholz wählen. Laschet erhielte 12 Prozent Zustimmung bei einer Direktwahl, die Grünen-Kandidatin Baerbock 13 Prozent.
Corona, Klima und Bildung waren Themen
Für die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki ist der Wahlkampf etwas durcheinander geraten. Mit der Afghanistan-Krise sei ein neues Thema zum Wahlkampf hinzugekommen. Eigentlich hätten die Parteien die Bürgerinnen und Bürger mit anderen Themen erreichen wollen.
"Wir erleben gerade auch mit der Afghanistan-Krise eine so nicht abzusehende Problematik, auf die sich keine Kampagne einstellen konnte."
Mit Corona, Klima-Politik, Digitalisierung und Bildungspolitik hätten die Kandidierenden versucht, Standpunkte zu setzen, so Isabelle Borucki.
Davon unabhängig war der Wahlkampf allerdings sowieso einer der persönlicheren Art. Es ginge wenig um die Inhalte und der Parteien für eine Regierung. Eigentlich ginge es ausschließlich um negative Campaigning der persönlicheren Art, sagt Borucki.
Isabelle Borucki sagt, Olaf Scholz und seinem Team sei es bisher aber gelungen, die Skandalisierung rund um seine Vergangenheit nicht verfangen zu lassen. Auch bei ihm gäbe es verwertbare Skandale, doch nur bei Laschet und Baerbock hätten die Wähler den Eindruck, dass sich die Pannen häufen.
"Es ist nicht so, als wäre bei Olaf Scholz nichts skandalisierbar wie eben bei Laschet und Baerbock."
Und: Olaf Scholz ist aus der Deckung gekommen. Isabelle Boruckis Eindruck ist, er würde jetzt mehr Profil zeigen.
Afghanistan: Für SPD und Union besonders schwierig
Allerdings hat die SPD mit Afghanistan eine Schwierigkeit dazu bekommen. Sie muss, wie die CDU, als verantwortliche Regierungspartei Wahlkampf betreiben. Zudem wird das Außenministerium von der SPD geführt.
"Das Handeln der SPD in der Afghanistan-Politik wird sich unter Umständen auswirken, weil sie aus der Regierung heraus Wahlkampf macht."
Das Handeln des SPD-geführten Außenministeriums in der Afghanistan-Politik könne Auswirkungen auf das Abschneiden der Sozialdemokraten auf das Wahlergebnis haben, sagt Isabelle Borucki.
Union hinterfragt Laschet, die SPD Olaf Scholz nicht
Isabelle Borucki hält es für einen Vorteil der SPD gegenüber der Union, dass die Partei geschlossen hinter Olaf Scholz als Kanzlerkandidat steht, während Armin Laschet unionsintern immer wieder hinterfragt wird: "Das kann schon ein Vorteil für Olaf Scholz sein. Gerade bei der SPD war es ja so, dass sie sich recht früh mit Olaf Scholz in die Kampagne gestartet ist. Die SPD hat gesagt, er ist unser Mann, und wir stellen uns hinter ihn."
Dass die CDU auf den letzten Metern ihren Kandidaten austauscht, kann sich Isabelle Borucki nicht vorstellen.