Für viele ist der Führerschein ein Meilenstein. Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast jede oder jeder Zweite fällt durch – vor zehn Jahren war es nur ein Drittel. Woran liegt das?

Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Kathrin Eutin hat sich die Zahlen genauer angeschaut. Sie sagt, die Durchfallquote bei der Theorieprüfung sei höher als bei der praktischen Prüfung.

Jüngere schneiden besser ab

Interessanterweise schneiden die unter 18-Jährigen am besten ab, mit einer Durchfallquote von nur 36 Prozent.

Richard Goebelt vom TÜV-Verband sieht darin einen klaren Vorteil: Junge Fahrschüler*innen seien noch an schulische Lernstrukturen gewöhnt und hätten eine hohe Motivation, den Führerschein vor dem 18. Geburtstag zu schaffen.

"Junge Fahrschüler*innen sind noch an schulische Lernstrukturen gewöhnt und haben eine hohe Motivation, den Führerschein vor dem 18. Geburtstag zu schaffen."
Richard Goebelt vom TÜV-Verband

Eutin bestätigt, dass Jüngere oft noch im Lernmodus seien und durch Schule oder Ausbildung mehr Routine mit Prüfungssituationen hätten.

Kosten und Straßenverkehr als Hürden

Der Führerschein ist teuer: Zwischen 2.000 und 4.000 Euro müssten viele investieren. Die Theorieprüfung selbst koste zwar nur 25 Euro, sagt Nova-Reporterin Eutin, doch die praktische Prüfung schlage dann schon mit 130 Euro zu Buche – jede nicht bestandene Prüfung und zusätzliche Fahrstunden treiben die Kosten in die Höhe.

Stephan Ackerschewski vom Berliner Fahrlehrerverband sieht darin einen weiteren Grund für die steigenden Durchfallquoten: Kinder hätten heute weniger Kontakt mit dem Straßenverkehr, da sie oft mit dem Auto bis vor die Haustür gefahren würden.

"Kinder haben heute weniger Kontakt mit dem Straßenverkehr, weil sie oft mit dem Auto bis vor die Haustür gefahren werden."
Stephan Ackerschewski vom Berliner Fahrlehrerverband

Laut Anne-Kathrin Eutin spiele das eine Rolle: Viele lernten den Straßenverkehr kaum noch aus der Perspektive von Radfahrerinnen oder Fußgängerinnen kennen.

Immer mehr Fragen, immer komplexere Themen

Ein weiterer Faktor: Der Fragenkatalog ist in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsen. Eutin erklärt, dass sich die Anzahl der Fragen seit den 60ern fast verdreifacht habe. Heute gebe es knapp 1.200 Fragen, und zusätzlich kämen immer neue Themen wie E-Mobilität und Assistenzsysteme dazu.

"Heute gibt es knapp 1.200 Fragen – zusätzlich kommen immer neue Themen wie E-Mobilität und Assistenzsysteme dazu."
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Kathrin Eutin

Diese Entwicklung mache es Fahrschüler*innen nicht leichter. Eutin betont, dass der Straßenverkehr immer komplexer werde und die Prüfungen dies widerspiegelten.

Trotz der steigenden Anforderungen gebe es Möglichkeiten, sich besser vorzubereiten. Experten rieten dazu, frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen, digitale Lernhilfen zu nutzen und sich aktiv mit dem Straßenverkehr auseinanderzusetzen.

Denn eines sei klar: Die Theorie bleibe eine entscheidende Hürde auf dem Weg zum Führerschein.

Shownotes
Führerscheinprüfung
Fast jeder Zweite scheitert an der Theorie
vom 07. März 2025
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Anne-Kathrin Eutin, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin