Der Führerschein bedeutet für viele von uns ein Stück Freiheit. Denn er steht für die Möglichkeit, sich unabhängig von anderen fortzubewegen und ist deshalb immer noch sehr beliebt. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Tom Funke erläutert, warum derzeit aber viele Fahrschüler*innen auf ihre praktische Prüfung warten müssen.
Fast 45 Millionen Fahrberechtigungen existieren aktuell laut Kraftfahrt-Bundesamt in Deutschland. Und auch wenn die Bundesregierung erreichen will, dass wir alle mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen, wächst die Anzahl an Menschen, die einen Führerschein machen wollen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Tom Funke.
"Ich hatte einem Fahrlehrer gesagt, dass wir noch mal vier Prüfungsplätze bekommen haben, und er schrieb zurück, er könnte aber 14 gebrauchen."
Nach der theoretischen folgt die praktische Fahrprüfung, die sowohl mit dem Fahrlehrenden im Auto als auch mit dem Prüfer oder der Prüferin stattfindet. Aktuell müssen die Fahrschüler*innen allerdings häufig länger auf einen Termin für ihre praktische Prüfung warten, erklärt Volker Freigang, der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Nordrhein.
Gründe für den Mangel an Fahrprüfungsterminen
Laut Tom Funke gibt es zwei sehr prägnante Gründe für den Mangel an Fahrprüfungsterminen. Zum einen ist der Führerschein während der Jahre der Pandemie wesentlich beliebter geworden. Das, sagt Marc-Phillip Waschke vom Tüv-Bundesverband, läge an der Möglichkeit, sich sicher vor der Ansteckung und dennoch unabhängig zu bewegen.
"Gerade in den Pandemie-Jahren wollten auch viele wieder individuell unterwegs sein."
Der zweite Grund für die Terminprobleme sei eine Reform der praktischen Führerscheinprüfung, erklärt Tom Funke. Die Fahrprüfungen wurden dadurch zum einen standardisiert, dauern nun aber auch zehn Minuten länger. Bei 1,65 Millionen durchgeführten praktischen Prüfungen im vergangenen Jahr summiert sich die zusätzlich benötigte Zeit somit auf rund 31 Jahre.
Lösungsversuch der Fahrprüfungsterminprobleme
Die Änderungen der Fahrprüfungsgrundlagen möchte die Politik aber auffangen. Im Koalitionsvertrag findet sich ein Hinweis darauf, dass das Monopol bei der Fahrerlaubnisprüfung bei gleichbleibender Qualität aufgehoben werden soll.
Die Bundesrepublik ist bisher faktisch zwischen zwei Fahrprüfungsorganisationen, den Tüv und die Dekra aufgeteilt. Nur in Berlin sind beide Prüforganisationen aktiv. Die Politik will nun dafür sorgen, dass weitere Prüforganisationen im gesamten Bundesgebiet aktiv werden.
"Die Verkehrssicherheit hat für das Bundesverkehrsministerium oberste Priorität."
Auf Kosten der Qualität soll diese Änderung aber nicht gehen. Daher wurde laut Bundesverkehrsministerium eine Arbeitsgemeinschaft (AG) ins Leben gerufen, die sich nun mit einer Ausarbeitung einer Lösung befasst. Die Ausbildung zum Fahrprüfer*in und Fahrlehrer*in in Deutschland dauert jedoch unabhängig von der Prüfungsorganisation zwei Jahre. Also auch ohne Monopol der Prüfungsorganisationen würde Tom Funke nach der Fahrprüfer*innen Mangel somit kurzfristig bestehen bleiben.