Wenn es Frühling wird, packt so manchen der Putzfimmel: Der Frühjahrsputz steht an. Aber wieso machen wir das eigentlich nicht im Herbst oder Winter? Das hat verschiedene Gründe, weiß unser Reporter Johannes Döbbelt. Fest steht auch: Wenn wir ab und an mal ordentlich sauber machen, dann reinigen wir ein Stück weit auch unsere Seele.
Der Frühjahrsputz hat Tradition – nicht nur bei uns, sondern in vielen Ländern und Kulturen. Vor allem dort, wo es klimabedingt kühle Winter gibt, sagt unser Reporter Johannes Döbbelt. Früher wurde oft mit Holzöfen geheizt, dabei entsteht Asche, Ruß, Staub und Dreck, der sich in der Wohnung ablagert. Da ergibt es Sinn, im Frühling, wenn nicht mehr richtig geheizt wird, kräftig durchzuwischen.
"Früher wurde mit Holzöfen in der Wohnung geheizt. Dabei entsteht Asche, Ruß und Staub, der lagert sich überall im Haus ab. Da war es naheliegend im Frühling einmal alles sauberzumachen."
Frühjahrsputz aus religiösen Gründen
Der Frühjahrsputz hat aber auch eine religiöse Komponente. Im Christentum etwa geht es in der Fastenzeit vor Ostern auch darum, den Körper und die Seele zu reinigen. Da passt es ganz gut, auch im Haus sauberzumachen. Schließlich kommen an so einem wichtigen Fest vielleicht auch Gäste.
Ähnlich ist es im jüdischen Glauben mit dem Pessach-Fest, das dieses Jahr Ende März beginnt. Und auch im Iran hat der Frühjahrsputz Tradition. Hier wird immer vor dem iranischen Neujahrsfest alles schön sauber gemacht. Neujahr fällt hier jedes Jahr auf den 20. oder 21. März und damit auch auf den kalendarischen Frühlingsanfang.
Eine repräsentative Umfrage von 2019 hat ergeben: Zwei von drei Bundesbürgern machen ihre Wohnung einmal im Jahr besonders gründlich sauber. Bei jedem Fünften findet das als Frühjahrsputz statt.
Putzen hat einen psychologischen Effekt
Ganz gleich aber, wann im Jahr wir so richtig saubermachen: Das Putzen kann uns auch psychologisch guttun. Forschende am University College in London haben zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Putzen und Depressionen gefunden. Wer mindestens einmal pro Woche putze, senke das Risiko an Depressionen zu erkranken um bis zu 20 Prozent.
"Forschende aus London haben einen Zusammenhang zwischen Putzen und Depression gefunden: Wer mindestens einmal pro Woche putzt, senkt das Risiko an Depressionen zu erkranken um bis zu 20 Prozent."
Viele Aktivitäten seien gut für die Psyche, sagen Psychologinnen und Psychologen. Putzen sei da ähnlich wie Sport: Wir sind in Bewegung und sehen am Ende unseren Erfolg. Eine andere Studie zeigt, dass wir uns außerdem besser konzentrieren und produktiver arbeiten können, wenn unser Arbeitsumfeld sauber und aufgeräumt ist. Das ist natürlich auch für die Arbeit im Homeoffice wichtig.
Den Dreck von der Seele entfernen
Doch auch unserer Seele tun wir Gutes, wenn wir um uns herum sauber machen. Jens Lönneker ist Psychologe. Er hat hat im vergangenen Jahr selbst eine Umfrage zum Thema Putzen gemacht. Wer Staub und Dreck beseitige und ausmiste, erlebe das als persönliche Befreiung und fühle sich ein Stück weit wie neu, sagt er.
"Mit dem Dreck und dem Staub, der da ausgemistet wird, befreit man sich von diesen Resten. Das erlebt man am Ende als Befreiung und fühlt sich irgendwie wie neu."
Klar ist aber auch: Wir können es natürlich auch übertreiben mit Putzen. Wer jetzt jeden zweiten Tag einen Frühjahrsputz zu Hause hinlegt, der hat vermutlich einen etwas übertrieben Ordnungssinn und Putzfimmel.
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