Seit mehr als hundert Jahren werden Fruchtfliegen in Experimenten als Versuchstiere benutzt – kein Tier ist besser erforscht als die drosophila melanogaster. Trotzdem finden Forscher immer noch neue Sachen heraus, das zeigt jetzt eine neue Fruchtfliegen-Studie aus Schweden.
Fruchtfliegen können ziemlich lästig sein – vor allem im Sommer, wenn man mit einem Obstkorb im Park sitzt. Für Wissenschaftler sind die kleinen Insekten aber unverzichtbar. Seit mehr als 100 Jahren werden sie Modell-Organismus benutzt, um alles Mögliche zu erforschen.
Unter anderem deshalb ist das Interesse von Forschern an der Fruchtfliege groß: Obwohl sie schon sehr gut erforscht ist, finden Wissenschaftler immer wieder Neues heraus. So wie jetzt.
Forscher aus Schweden haben untersucht, wie drosophila melanogaster (die früher wild in Afrika lebte) eigentlich dazu gekommen ist, sich in menschlichen Behausungen – und vor allem in unseren Obstkörben – so pudelwohl zu fühlen und sich dort auch fortzupflanzen.
"Wenn man den Fliegen die Wahl lässt zwischen Banane oder Orange, dann ziehen sie die Orange vor."
Fruchtfliegen stehen vor allem auf Zitrusfrüchte. Im südlichen Afrika, wo die Fliegen ursprünglich herkommen, gibt es die aber nicht. Die Forscher wollten deshalb jetzt wissen, auf welches Obst die Fruchtfliegen ursprünglich abgefahren sind.
Ergebnis: Die Marula-Frucht wächst im südlichen Afrika und ist den Zitrusfrüchten vor allem vom Geruch her sehr ähnlich. In den Wäldern von Zimbabwe und Sambia, wo die Tiere herkommen, gibt es massenweise Marula-Bäume und damit hervorragende Gelegenheiten zur Eiablage.
Alle Arten reagieren stark auf Marula
Die Früchte gären schnell, wenn sie vom Baum gefallen sind. Dieses Gären setzt Duftstoffe frei, die die Fliegen über lange Distanzen anziehen.
Bei drosophila melanogaster reagierten alle Arten besonders stark auf den Marula-Duft, sagen die Wissenschaftler. Das haben sie über deren Duftrezeptoren rausgefunden, also den Nervenenden, die auf Gerüche spezialisiert sind.
"Alle Fruchtfliegen stehen auf Marula, sie sind darauf quasi genetisch gepolt."
Irgendwann haben dann die Menschen damit begonnen, enorme Mengen an Marula-Früchten zu sammeln. In Höhlen wurden Millionen Marula-Kerne gefunden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Menschen die Früchte gesammelt und in ihren Höhlen verarbeitet haben.
Für die Fruchtfliegen war das sehr verlockend: Die Höhlen müssen unwiderstehlich nach Marula gerochen haben. Außerdem waren die Fliegen dort vor Fressfeinden geschützt.
Einmal bei den Menschen eingenistet, war diese Entwicklung dann nicht mehr aufzuhalten. Die drosophila melanogaster folgte den Menschen überallhin. Und genau das hat dann im Laufe der Jahrhunderte auch eine ganze Reihe von genetischen Mutationen begünstigt: So setzten sich etwa Gene durch, die es ihnen ermöglichten, mit anderem Obst klarzukommen. Zum Beispiel europäischen Orangen.
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