Vor der Sommerpause gehen die Fridays-for-Future-Proteste ins Finale. Fünf Tage Dauerstreik in Köln - inklusive Übernachtung. Die Stimmung unter den Demonstrierenden ist friedlich. Anfeindungen kommen von einigen Passanten.
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Friederike Müllender ist noch ziemlich müde, als sie früh am Morgen mit Deutschlandfunk-Nova-Moderator Thilo Jahn spricht. Vielleicht zwei Stunden Schlaf hat sie bekommen in der zurückliegenden Nacht im Protestcamp der Fridays-for-Future-Bewegung. Friederike hat dafür lange Gespräche mit den Demonstranten geführt und viel Stimmung aufgesogen - friedliche Stimmung, wie sie sagt.
Eine Woche Protestcamp vor Sommerpause
In Nordrhein-Westfalen ist es die letzte Woche vor den Sommerferien. Das Motto der Demonstranten lautet: "Wenn Freitage nicht reichen, nehmen wir uns die ganze Woche." Bis Freitag halten sie den Alter Markt vor dem Rathaus in Köln mit Zelten besetzt - am Freitag gibt es die große Abschluss-Demonstration.
Die erste Nacht im Dauerstreik-Camp hat Friederike zusammen mit etwa 70 Anderen verbracht. Eine bunte Truppe, wie sie sagt - viele Studierende oder Schülerinnen und Schüler. Ein 14-Jähriger war auch dabei, der aber nur die Nacht im Camp verbringen durfte, wenn er am Folgetag zur Schule geht.
Kritik von Passanten sind schmerzhafte Erfahrungen
Weil die Stadt betont hat, dass ab 22 Uhr Nachtruhe herrscht, wird es abends sehr ruhig, sagt Friederike. Dann ist Zeit für Gespräche, die sich meist um Fragen drehen wie: Wie geht es weiter mit der Klimakrise? Oder: "Was können wir tun?"
Ein großer Themenpunkt sei auch die Frage, wie die Demonstranten mit all der Kritik umgehen sollen, die ihnen unter anderem von Passanten entgegenkommt. Beispielsweise, dass sie unglaubwürdig seien, weil sie auf der einen Seite gegen den Klimawandel protestieren, auf der anderen Seite aber nicht zur Schule gehen und in den Urlaub fliegen - was kein Widerspruch sein muss. Gerade für die jüngeren Teilnehmer seien das schmerzhafte Erfahrungen.
"Gerade den jüngeren Schülerinnen und Schülern tun die Anfeindungen weh."
Das Positive am Protestcamp sei aber, berichtet Friederike Müllender, dass innerhalb der Gruppe ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl herrsche.
Politik sorgt für Frustmomente im Camp
Frustmomente gebe es dennoch. Am Dienstag zum Beispiel hatte Köln, nach vielen anderen Städten, ebenfalls den Klimanotstand ausgerufen. Das Ergebnis sei für die Demonstranten aber keineswegs zufriedenstellend gewesen. Pauline aus dem Protestcamp beispielsweise sagt, dass ihr der Beschluss nicht weit genug ging:
"Hätten die Politiker dem Ganzen höchste Priorität gegeben, hätte das bedeutet, dass sich die Politik zum Handeln verpflichtet. Das hat sie nicht getan und deshalb bedeutet das für mich hier keinen Erfolg."
Die Veranstalter hoffen bis Freitag tagsüber mit rund 500 Demonstrierenden - in der Nacht mit 70 bis 80 Menschen. Im Camp wird nicht nur rund um die Uhr gestreikt - es gibt auch viele Workshops, beispielsweise zu den Themen Nachhaltigkeit und Klima.
Mit Workshops inhaltlich gegen Kritik von außen wappnen
Die Demonstrierenden wollen sich untereinander auf den neuesten Stand bringen, sagt Friederike Müllender. Auch, um sich gegen Vorwürfe zu wehren, dass sich nicht zur Schule gingen, weil sie nicht lernen wollten. Ihre Argumentation sei: Unser Fokus, was uns interessiert und was für uns wichtig ist, ist einfach ein anderer.
"Unser Fokus ist nicht unbedingt Latein und Chemie, sondern alles, was sind rund um Klima und Umwelt dreht."