In Gesprächen mit Freundinnen oder Freunden reden wir auch über Probleme, Ängste und Sorgen. Und schnell sind wir dann mit guten Ratschlägen zur Stelle. Aber: Gut gemeint heißt noch lange nicht, dass unsere Reaktionen und Tipps auch wirklich helfen. Manchmal können wir ganz schön viel falsch machen.
Die angehende Psychologin Patricia Blickle erklärt, welche Fehler wir oft machen, wenn uns jemand um Rat bittet: Und auf dem ersten Platz steht das Bagatellisieren. Wenn wir also das Erzählte nicht wirklich ernst und wichtig nehmen. "Wenn eine Person eben das Problem schildert und man dann darauf eher so abweisend direkt reagiert und sagt: Ach, ich würde das jetzt an deiner Stelle aber überhaupt nicht so sehen – als Beispiel. Und dann kritisiert man ja fast schon die Person für ihr Problem", sagt Patricia Blickle.
"Einer der größten Fehler, die man eigentlich machen kann, ist zum Beispiel das Bagatellisieren."
Kritik anstelle eines Ratschlags biete unserem Gegenüber weder einen Lösungsansatz noch berücksichtige das die Gefühle des oder der anderen. Sätze, die eher in Richtung Kritik gehen, sind: "Das glaub ich nicht" oder "das ist doch überhaupt nicht so schlimm". Das gebe Ratsuchenden das Gefühl, ihr Problem sei eigentlich nicht ernst zu nehmen.
Keine Universallösungen für Probleme
Was ebenfalls wenig hilfreich ist: Wenn wir eine Situation, die eine Freundin oder ein Freund uns schildert, direkt auf uns selbst zu beziehen und von eigenen Erfahrungen zu berichten. Die Psychologin sagt, dass das bei anderen wie eine Art Universallösung ankommen könnte. "Dabei ist wirklich jedes Problem eigentlich individuell und jede Person, die ein – wenn auch möglicherweise ähnliches Problem hat – geht trotzdem subjektiv vielleicht ganz anders damit um, nimmt es ganz anders wahr", sagt Patricia Blickle.
"Oft ist es so, dass man schnell etwas sagen möchte, um auch sich selbst das Gefühl geben zu können: 'Okay, ich kann gerade was tun für diese Person, die mir da gegenüber sitzt.'"
Oft sei eine schnelle Reaktion eher eine Art Selbstvergewisserung. Wir antworten mit dem, was uns gerade in den Sinn kommt, um uns selbst zu zeigen, dass wir in der Lage sind zu helfen.
Patricia Blickle empfiehlt ein Standardwerk der Psychologie: "Basisvariablen der Gesprächsführung." Der Psychologe Carl Rogers hat darin definiert, was ein gutes Gespräch ausmacht. Grundlage sind drei Faktoren: Empathie, Akzeptanz und Kongruenz.
Demnach ist es wichtig, dass wir unserem Gegenüber Empathie entgegenbringen. Dass wir versuchen, uns in die Situation des oder der anderen einzufühlen. "Dass ich Akzeptanz zeige – also für das, was sie mir gerade erzählt. Für das Problem, mit dem sie hadert – dass ich dieses Problem anerkenne.", sagt Patricia Blickle. Und Kongruenz heißt, dass wir bei all dem immer noch wir selbst bleiben.
"Kongruenz heißt, dass ich eine Echtheit zeige, dass ich trotz allem immer noch ich bin. Die Person, die jetzt gerade dieses Problem präsentiert bekommt."
Zusammengefasst lauten die Tipps für gute Ratschläge:
- Erstmal: Aufmerksam zuhören und das Problem der ratsuchenden Person ernst nehmen.
- Dann: Die Individualität des Problems respektieren und es nicht auf sich selbst beziehen.
- Und: Gemeinsam eine Basis für das Gespräch schaffen, ohne vorschnell Lösungsansätze aufzudrücken.