Mit wem wir befreundet sind, entscheiden wir selbst, oder? Nicht ganz. Bei der Auswahl unserer Freundinnen und Freunde werden wir auch beeinflusst. Evolutionär gesehen fühlen wir uns nämlich meistens zu denjenigen hingezogen, die uns ähnlich sind.
Bezeichnen wir eine Person als enge Freundin, ist es wahrscheinlich, dass wir einige Gemeinsamkeiten mit ihr haben. Zum Beispiel das Alter, den sozio-ökonomischen Status, den Bildungsgrad, Hobbys und auch den Musikgeschmack. Ähnlich verhält es sich in Sachen Humor, Religion und auch bei der politischen Überzeugung. Es ist fast so, als ob wir in engen Freunden unser Spiegelbild suchen würden.
Zu diesem Ergebnis sind Forschende der Universität Oxford schon 2013 in einer Befragung gekommen. Unter ihnen ist auch der britische Anthropologe Robin Dunbar. Er gilt als einer der entscheidenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Freundschaftsforschung.
Dunbar-Zahl: Zwischen 150 bis 180 Freunde, mehr nicht
Laut seinen Forschungsergebnissen ist auch die Anzahl unsere Freundschaften und Bekanntschaften vorherbestimmt. Er geht davon aus, dass wir zu 150 bis 180 Menschen regelmäßig Kontakt haben können – das ist die sogenannte Dunbar-Zahl.
Der Grund: Unser Gehirn kann zwischen 150 bis 180 Individuen managen, mit denen wir vergleichsweise tiefgründige Informationen austauschen. Haben wir mehr Freundschaften, ist es wahrscheinlich, dass wir Erzähltes vergessen.
Freundschaften gedacht als Zwiebel
Dunbar vergleicht die verschiedenen Beziehungen zu unseren Freunden mit den Schichten einer Zwiebel. Im Kern ist die Unterstützer-Gruppe, die aus bis zu fünf sehr engen Freunden besteht. Darauf folgt die Sympathie-Gruppe mit zehn weiteren engen Freunden, anschließend kommen andere Freunde, und in der äußersten Schicht finden sich nur noch Bekannte.
Vor allem Menschen mit einem engen Zusammenhalt in einer Großfamilie haben oft weniger Freunde, weil ihre Familienmitglieder die inneren Schichten des Zwiebelmodells belegen. Zumal jede weitere Beziehung auch mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Zeit für Freunde aufteilen
Im Schnitt nehmen wir uns für die nicht so engen Freunde nicht mehr Zeit als 37 Sekunden pro Tag. Zum Beispiel treffen wir uns mit ihnen einmal im Monat, statt jeden Tag mit ihnen zu sprechen.
"Dabei führen wir quasi innerlich Buch darüber, wann wir Kontakt haben und wie viel."
Wie wir unsere Zeit für diese Freundschaftsmatrix letztendlich aufteilen, ist bei jeder Person ganz unterschiedlich und das macht uns auch aus.
Dafür hat der britische Anthropologe zusammen mit anderen Kollegen in einer Studie 2015 Telefondaten von Studentinnen und Studenten ausgewertet und sie dazu befragt. Die meisten von ihnen hatten ein ganz eigenes Muster. Manche riefen ihren besten Freund zum Beispiel 30 Mal im Monat an und die zweitbeste Freundin zehn Mal. Andere dagegen teilten jeweils 20 Minuten auf zwei beste Freunde auf.
Es zeigte sich auch, dass die Freunde innerhalb dieser Matrix gewechselt haben, das Muster aber gleich blieb. Das bedeutet: Wurde ein Platz frei, wurde der durch eine neue Freundin besetzt – egal aus welcher Schicht.