Abi in der Tasche – und dann? Eine Möglichkeit: ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr, um vor dem Studium ein bisschen Uniluft zu schnuppern.
Wir kennen das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) oder das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Aber an der Uni Oldenburg gibt es seit 2015 auch ein FWJ, ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr.
"Es gibt das FÖJ, das Ökologische Jahr und das FSJ, das ist das soziale Jahr, wir sind ein Bundesfreiwilligendienst und benennen das einfach Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr."
Das FWJ ist eigentlich ein Bundesfreiwilligendienst, wurde aber anders benannt, sagt Nadine Brandt. Sie ist Projektkoordinatorin in Oldenburg. Die Idee stammt von der Medizinischen Hochschule Hannover. Mittlerweile gibt es Angebote dieser Art auch in Hamburg und Aachen – neben Hannover und Oldenburg.
Freiwillige arbeiten aktiv an Projekten mit
Jule Deiters macht gerade so ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr an der Uni Oldenburg. Sie ist 18 Jahre alt und will Physik studieren, war sich aber nicht sicher, wie der Alltag an der Universität nach dem Studium aussieht. Jetzt arbeitet Jule aktiv an zwei Projekten mit: Bei einem dieser Projekte soll ein Assistenzsystem bei Fahrrädern entwickelt werden – mit Fokus auf Kindern und Senioren. Jule entwickelt zum Beispiel Halterungen für Sensoren, die sie an einem 3-D-Drucker ausdruckt. Oder sie schraubt an Testfahrrädern, lötet Kabel, optimiert die Verbindung zum Board-Computer.
"Ich bin auf jeden Fall überrascht, dass es so vielseitig ist, ich dachte schon, man würde schneller in so eine Routine reinkommen."
Auch Charlotta Struncius gehört zu den FWJlerinnen an der Uni Oldenburg. Sie entwickelt in ihrem Projekt technikbasierte Tests für Senioren – eine Art Frühwarnsystem. Es soll erkennen, wann sich Menschen in ihrer Mobilität verändern und gegensteuern müssen. Charlotta muss mit Senioren Tests durchführen und ist auch für die Auswertung zuständig – durch die Arbeit im FWJ kann sie sich gut vorstellen, später zu forschen.
"Also bis jetzt haben sich meine Erwartungen auf jeden Fall übertroffen."
Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr hat Vorteile für Universität und Freiwillige
Bei einem FWJ arbeiten Freiwillige ein Jahr lang direkt an einem wissenschaftlichen Projekt an der Universität mit. Für Nadine Brandt profitieren alle Seiten beim FWJ: Die Freiwilligen, weil sie einen tieferen Einblick in das Feld ihres Interesses bekommen. Und die Arbeitsgruppen, weil sie natürlich zusätzliche Arbeitskräfte bekommen.
Die müssen sie zwar intensiver anleiten, als jemanden mit Berufserfahrung, aber dafür arbeiten die FWJlerinnen und FWJler kontinuierlich über ein Jahr hinweg am Projekt – und leisten damit einen Beitrag zur Studie.
Für ihre Arbeit bekommen die Freiwilligen dann rund 400 Euro – sie können auch zusätzliches Wohngeld beantragen. Zusätzlich bietet die Uni Oldenburg Kurse an – zum Beispiel Excel-Kurse. Und es gibt Bildungstage, zu denen unter anderem eine Studienberatung gehört oder Seminare über wissenschaftliches Arbeiten. Außerdem können die Freiwilligen als Gasthörerinnen und Gasthörer Vorlesungen besuchen. Das alles soll der Nachwuchsförderung dienen und für die Forschung begeistern, sagt Nadine Brandt. Jule und Charlotta würden das FWJ jedenfalls weiterempfehlen.
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