"Dein Dienst für Deutschland" – so heißt der neue Freiwilligendienst der Bundeswehr und soll für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft sorgen. Das meint zumindest Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Doch Sozial-Verbände finden: Soldaten werden gegenüber anderen Freiwilligen bevorzugt behandelt.
Die Freiwilligen des neuen Dienstes sollen eine sechsmonatige militärische Grundausbildung durchlaufen. Und innerhalb der darauffolgenden sechs Jahre für sechs Monate einen Reservedienst in ihrer Heimat leisten. Das soll dafür sorgen, dass in Krisenfällen, wie etwa der Corona-Pandemie, Reservistinnen und Reservisten zur Verfügung stehen, um zu helfen.
"In der Grundausbildung bekommt ein Soldat einen Soll von 1.550 Euro. Ein junger Mensch, der sich verpflichtet, ein Jahr lang im Pflegeheim schwere Arbeit zu leisten, bekommt maximal 300 Euro Taschengeld."
Von Seiten der Sozial-Verbände gibt es Kritik. Ulrich Schneider vom Paritätischen Gesamtverband sagt: Menschen, die eine militärische Ausbildung absolvieren, werden nun gegenüber denjenigen bevorzugt behandelt, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr außerhalb der Bundeswehr entscheiden. Denn: Ein Soldat erhalte während der Ausbildung 1.550 Euro. Andere Freiwillige können maximal mit einem Taschengeld von 300 Euro rechnen.
Unterschiede zwischen Freiwilligen
Soldaten genießen auch noch weitere Vorteile: Sie können beispielsweise kostenlos mit allen Zügen der deutschen Bahn fahren. Freiwillige, die einen sozialen Dienst leisten, müssen hingegen oft überlegen und rechnen, wie sie in ihrem Sozialen Jahr das S-Bahn-Ticket finanzieren sollen, sagt Ulrich Schneider. Das sei in der Wertigkeit nicht in Ordnung. Wenn die Rede von Zusammenhalt in der Gesellschaft sei, dürften die 80.000 Menschen, die ein Soziales Freiwilliges Jahr leisten, nicht vergessen werden.
"Der Zivildienst war ein Zwangsdienst, deswegen musste für einen Lebensunterhalt gesorgt werden. Das Soziale Jahr ist freiwillig – deswegen nimmt sich die Politik aus der Verantwortung."
Im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr, gab es auch im Zivildienst eine Besoldung für die Absolvierenden. Denn der Zivildienst war obligatorisch. Darum musste der Staat für einen Lebensunterhalt aufkommen – weil das Soziale Jahr aber freiwillig ist, nehme sich hier die Politik aus der Verantwortung, meint Ulrich Schneider. Ein Soziales Jahr könnten sich derzeit nur junge Menschen leisten, die Eltern haben, die für den Unterhalt sorgen können.
Möglichkeit für soziale Erfahrungen
Ulrich Schneider findet, es sollte viel mehr jungen Menschen ermöglicht werden, soziale Erfahrungen machen zu können. Das sei ebenso sinnvoll wie eine militärische Grundausbildung – und sollte deshalb auch entsprechend entlohnt werden. Schließlich würde das derzeit 80.000 junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr betreffen – im Gegensatz zu 8.000 Menschen, die eine Ausbildung in der Bundeswehr absolvieren.
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