Um die Freimaurer ranken sich viele Myhten und Gerüchte. Hat der verschwiegene Männerbund wirklich am Rad der Geschichte gedreht? Eher nicht.
Florian Ebeling forscht an der Universität Heidelberg zu den Freimaurern. Der moderne Zweig des Männerbundes wurde am 24. Juni 1717 vom Prediger James Anderson und dem Naturforscher John Desaguliers in London gegründet. Die Ziele der Freimaurer: Freiheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
Doch auch, wenn sich um die inzwischen weltweit agierende Gemeinschaft viele Mythen und Gerüchte ranken: Am großen Rad der Geschichte haben die Freimaurer nie gedreht, sagt Florian Ebeling. Und auch ein freimaurerisches Mastermind hat es wohl nie gegeben.
Die Freimaurer wollen in der Gemeinschaft an sich als Menschen arbeiten, und die Werte der Bruderschaft im Alltag leben. Das ist vergleichbar mit Elitevereinigungen wie Lions Club oder Rotary. Es unterscheidet sich aber darin, dass die Freimaurer einen Bildungsanspruch an sich selbst haben, sagt Florian Ebeling. Im Prinzip eine sehr moderne Idee. Aber es darf eben nicht jeder mitmachen bei den Freimaurern.
"Sie wollen sich selbst als Menschen in ihrer freimaurerischen Arbeit weiterentwickeln."
Skurrile Rituale und prominente Mitglieder
Innerhalb der Bruderschaft gibt es verschiedene Grade: Lehrling, Geselle und Meister – eine Hierarchie, die sich aus dem Handwerk ableitet. In diese Stufen werden die Mitglieder jeweils eingeweiht, das heißt, es finden Einweihungsrituale statt. "Das ist so ähnlich wie im Christentum, die Taufe ist ja auch ein Einweihungsritual", erklärt Florian Ebeling.
"Die Rituale können allerdings auch skurrile Züge annehmen."
Florian Ebeling kennt sich besonders gut mit der Geschichte der Freimaurer im 18. Jahrhundert aus. Dort gab es Rituale, in denen die Mitglieder des Bundes gegen Unterweltsdämonen kämpfen mussten, wo man in Schlangengruben geworfen wurde oder nackte Frauen auf einen Freimaurer angesetzt wurden, um ihn zu verführen. Als Freimaurer musste man jedoch der Verlockung widerstehen.
"Das klingt alles ein bisschen albern, sollte aber im Endeffekt der Vermittlung von Wissenschaft dienen."
Auch das sei in gewisser Weise modern. Man erschüttere den ganzen Menschen, den ganzen Körper, um besser und intensiver lernen zu können. Heutzutage, da ist sich Florian Ebeling sicher, sind die Rituale allerdings deutlich moderater.
Von dem, was bei den Freimaurern so vor sich geht, erfährt die Öffentlichkeit so gut wie nichts. Das macht den Männerbund natürlich sehr geheimnisvoll. Wissenschaftlich betrachtet spricht man von einer diskreten Gesellschaft. Denn: Dass es die Freimaurer gibt ist ja kein Geheimnis. Nur was bei den Freimaurern passiert, soll eben niemand wissen, der nicht Teil dieser Gesellschaft ist.
"Welchen Sinn das hat, darüber wird auch unter den Freimaurern sehr viel diskutiert."
Im 18. Jahrhundert war der Bund der Freimaurer extrem populär, Goethe, Lessing, Mozart – sie alle gehörten zu den Freimaurern. Auch viele Minister und Könige waren Teil des Männerbundes. Heute gibt geschätzt um die 15.000 Freimaurer in Deutschland. Aber nur wenige von ihnen haben heute noch politische oder kulturelle Macht.