Wenn ihr weiblich, Mitte 30, kinderlos, single – und auch noch glücklich dabei seid … dann kann ja wohl irgendwas nicht stimmen mit euch, oder? Gunda Windmüller nervt diese Sichtweise gewaltig, deshalb hat sie jetzt ein Buch zu dem Thema geschrieben.
Insgeheim wollen wir sie doch alle: die große Liebe. Stimmt nicht, sagt Gunda Windmüller. Sie ist seit langem Single – und sehr glücklich mit diesem Zustand, sagt sie. Nur der Druck von außen stört sie sehr: das Rollenbild, zu einer "richtigen" Frau gehöre eine Beziehung nun mal dazu.
Mächtiges Rollenklischee
Dieses Bild suggerieren zumindest unzählige Filme und Romane. Und auch "die Medien" stellen alleinstehende Frauen häufig als bemitleidenswerte Kreaturen dar: Jennifer Aniston war immer die Arme als Single und der Junggeselle George Clooney war immer der Tolle, sagt Gunda.
"Frauen wird immer dieses Defizit eingeredet - ich glaube, damit man sie als wirtschaftliche Stütze der Kleinfamilie nicht verliert."
Single-Frauen leben häufig in einem Umfeld, das ihnen ununterbrochen – aus einem gewissen Mitleid heraus – gut gemeinte Tipps für die erfolgreiche Partnersuche gibt: "Probier doch mal Onlinedating aus …"
Zeit für sich selbst
Alles, was sie als "Glücksmarker" brauche, habe sie, sagt Gunda. Dazu gehöre ein Job, den sie mag. Sehr enge, gute Freunde. Und die Tatsache, Zeit für sich selbst zu haben.
"Ich bin auch richtig gerne mit mir selber zusammen."
In diesem Zustand lerne man sich viel besser kennen, sagt Gunda. Eigentlich würde sie gern jeder und jedem ein bisschen Zwangs-Singlesein verordnen. Was viele nicht verstehen, so Gunda: Das Problem liege gar nicht bei ihr. Viele meinen, in diesem Zustand wären Zufriedenheit und Glück gar nicht möglich.
"Die muss vom Markt"
Mit 28 habe Gunda einmal in einer Kneipe gesessen, mit lauter männlichen Singles Ende 30. Ein älterer Herr am Nachbartisch habe sich eingemischt und zu den Enddreißigern gesagt: "Wenn du Gunda heiratest, kauf ich dir ein Auto! Die muss vom Markt."
Ohne ihre bewährte Rolle als Ehefrau und Mutter werde eine Frau nach wie vor nicht als "vollständig" anerkannt – die Rollenverteilung würde uns sozusagen mit der Muttermilch eingeflößt, so Gundas These.
Der Wunsch nach Kindern
Gunda hat keinen starken Kinderwunsch, mag Kinder aber sehr gerne und hat sie gern in ihrem Leben, erzählt sie. Frauen mit konkretem Kinderwunsch könnten sich diesen inzwischen aber auch außerhalb einer Partnerschaft erfüllen: Eine Freundin informiere sich etwa gerade über das Thema Samenspende.
Das Bild der romantischen Liebe und Ehe sei noch gar nicht so alt, erläutert Gunda anhand von soziologischen und kulturwissenschaftlichen Studien in ihrem Buch. Es habe sich in unserer Gesellschaft aber erfolgreich durchgesetzt.
Das Buch "Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht. Eine Streitschrift" von Gunda Windmüller erscheint am 12. März 2019 bei rowohlt.
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