Der Frauenministerin geht die Geduld aus - nach wie vor gibt es in Führungspositionen zu wenig weibliche Chefs. Sie droht jetzt mit einer Quote.
Die gute Nachricht zuerst: In den Aufsichtsräten der börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen scheint die Frauenquote zu wirken. Sie gilt dort laut Gesetz seit dem 1. Januar 2016. Frauenministerin Katarina Barley (SPD) zog heute (16.08.2017) eine positive Bilanz: Der Frauenanteil habe sich von 22,9 auf 27,3 Prozent gesteigert.
Aber: Nach wie vor gibt es laut der Ministerin viel zu wenige Frauen in Führungs- und Spitzenpositionen. Auf Freiwilligkeit will sie darum nur noch auf absehbare Zeit setzen. Sie sagt: "Freiwillige Selbstverpflichtungen haben in den ganzen vergangenen Jahren nichts bewirkt." Wenn sich daran nichts ändere, "dann werden wir auch da tätig werden müssen".
"Wir sehen, dass da, wo kein Druck ausgeübt wird, auch nichts passiert."
In den Vorstandsebenen deutscher Unternehmen beispielsweise tut sich quasi nichts: Frauen machen dort unverändert einen Anteil von rund 6 Prozent aus. Männer sind dort unter sich - das ist die Regel.
Frauenquote? Ach, nö.
70 Prozent der Unternehmen wollen daran augenscheinlich auch nichts ändern: Sie haben sich intern eine "Zielgröße 0" gesetzt, was die Frauenquote betrifft, erklärte die Ministerin. Darum will sie jetzt nicht mehr auf den guten Willen der Unternehmen setzen.
"Am 24. September ist Bundestagswahl. Gibt es einen Koalitionspartner, der mit der Quote nichts anfangen kann, dann wäre diese Drohung von Katarina Barley eventuell hinfällig."
Übrigens: Der Bund hat sich mit Einführung der gesetzlichen Regelung selbst verpflichtet, die Mitglieder in seinen Aufsichtsratsgremien ebenfalls mit einer Quote von 30 Prozent Frauen zu besetzen - mit Erfolg. Inzwischen sei über ein Drittel der Mitglieder von Aufsichtsgremien, die der Bund bestimmen kann, Frauen, sagte Barley.
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