Das Fracking-Verfahren, bei dem Gas und Öl aus tiefen Gesteinsschichten herausgepresst wird, steht schon lange in der Kritik. Doch der Schaden ist wohl weitaus größer als angenommen. Schuld ist das Methan, das aus den Bohrlöchern entweicht.
Forschende messen seit Jahrzehnten die Methankonzentration in der Atmosphäre. Dabei gab es sogar zunächst gute Nachrichten: Nach dem rapiden Anstieg im letzten Jahrhundert, flachte die Kurve Anfang dieses Jahrhunderts erstmals ab. Seit etwa 2008 steigt die Methankonzentration aber wieder steil an.
"Ein Viertel der Erderwärmung der letzten Jahrzehnte lässt sich auf Methan zurückführen - das Gas ist noch viel schädlicher als CO2."
Das ist ein Problem, denn Methan ist ein 30-mal stärkeres Treibhausgas als CO2. Ein Viertel der Erderwärmung der letzten Jahre lässt sich auf Methan zurückführen, erklärt unser Wirtschaftskorrespondent Thomas Reintjes.
Zusammensetzung des Methans verändert sich
Ungewöhnlich ist die Zusammensetzung des Methans seit dem erneuten Anstieg. Denn Kohlenstoff im Methan-Molekül kann eine von drei Varianten sein: Kohlenstoff-12, Kohlenstoff-13 oder Kohlenstoff-14.
Im 20. Jahrhundert war ein großer Bestandteil des Methans, das vor allem aus der wachsenden Gas- und Ölproduktion ausgestoßen wurde, Kohlenstoff-13. Das ist aber jetzt nicht mehr der Fall, sagt Thomas Reintjes.
Wegen des neuen Methantyps gingen Forschende davon aus, dass der Anstieg aus natürlichen Quellen kommen musste – also von Feuchtgebieten oder aus der Massentierhaltung durch Kühe und Rinder.
"Daten von Satelliten zeigten, dass der größte Anteil des Methan-Austoßes über die Jahre aus den USA kam. Die Anzahl der Kühe nimmt dort seit Jahrzehnten aber ab – nicht zu."
Den Satellitendaten zufolge kamen 30 bis 60 Prozent des zusätzlichen Methanausstoßes zwischen 2002 und 2014 aus den USA. Robert Howarth ist Umweltbiologe an der Cornwell University in New York. Er meint: Der erneute Anstieg von Methan passt nicht zu der abnehmenden Anzahl der Kühe in den USA.
Erdgas entweicht beim Fracking
Robert Howarth ist überzeugt: Das Fracking ist für den Anstieg verantwortlich. Denn bei dem Verfahren entweicht Erdgas – also nichts anderes als Methan. Bei der Produktion durch Fracking gelangen etwa drei bis sechs Prozent in die Atmosphäre.
Das würde auch die neue Kohlenstoff-Variante erklären: Das in den tiefen Gesteinsschichten verschlossene Frackeng-Gas hat weniger Kohlenstoff-13 als anderes Erdgas.
"Viele Fracking-Unternehmen gehen gerade pleite. Aber: sie lassen Bohrlöcher zurück. Laut US-Regierung gibt es zwei Millionen verlassene, unversiegelte Erdgasquellen im Land."
Fracking ist etwas aus der Mode gekommen, sagt unser Reporter Thomas Reintjes. Das liegt am Ölpreis, der inzwischen so niedrig ist, dass sich der Aufwand des Frackings nicht mehr lohnt.
Das Problem: Viele Fracking-Unternehmen gehen zwar gerade pleite, lassen aber ihre Bohrlöcher unversiegelt zurück. Daraus entweicht aber weiterhin Methan. Laut US-Regierung handelt es sich bereits um zwei Millionen unversiegelte Erdgasquellen, sagt Thomas Reintjes.
Versiegelung wird zum Politikum
Die Versiegelung ist nämlich teuer: Schätzungen zufolge kostet das 300.000 Dollar pro Quelle. Geld, das notfalls von Steuerzahlenden kommen muss, meint Thomas Reinstes.
Das Bröckeln der Fracking-Branche wird deshalb zu einer zwiegespaltenen politischen Angelegenheit: US-Präsident Trump will die Branche unterstützen und die Regelungen auflockern, damit die Firmen die Kosten für die Versiegelung nicht tragen müssen. Bestehende Umweltvorlagen wurden bereits gelockert. So gibt es beispielsweise keine Obergrenzen des Methan-Ausstoßes mehr.
Falls Joe Biden Präsident wird, soll das Gegenteil passieren: dann soll es zu schärferen Auflagen bis hin zu einem Verbot kommen. Das fordert vor allem seine Vizepräsidentenkandidatin Kamala Harris.
Kühe bleiben ein Methan-Problem
Übrigens: Kühe bleiben trotzdem ein Methan-Problem. Das Fracking könnte zwar für den Anstieg verantwortlich sein, das ändert aber nichts daran, dass ein enorm hoher Methan-Ausstoß auf Massentierhaltung von Kühen und Rindern zurückgeht.