Schwarzes Vanilleeis, schwarze Smoothies, schwarze Cocktails: Wer im Trend liegen will, der färbt Lebensmittel schwarz – mit Aktivkohle. Aber ist das gesund?
Kohle, das haben wir gelernt, ist krebserregend. Zumindest, wenn wir sie selbst produziert haben, weil uns im Toaster oder auf dem Grill was angebrannt ist. Die schwarzen Stellen kratzen wir lieber ab – oder entsorgen die verkohlten Lebensmittel gleich im Müll. Trotzdem sind schwarze Lebensmittel angesagt: Schwarze Burgerbrötchen, schwarzes Chili con Carne, schwarze Kaugummis – sogar schwarzes Mineralwasser. All diese Lebensmittel wurden mit Kohle gefärbt. Mit Aktivkohle. Die enthält nämlich keine Giftstoffe, sagt Ernährungsexpertin Sarah Tschernigow.
"Der zentrale Unterschied zu Holzkohle ist, dass bei der Herstellung darauf geachtet wird, dass keine Schadstoffe mit drin sind oder irgendwelche Stoffe, die für uns giftig sind."
Im Prinzip kann man Aktivkohle überall mit reinmischen. Denn im Geschmack ist sie neutral und laut EU auch als Farbstoff zugelassen. Unter dem Namen E 153 findet sie sich in Lakritz, Marmelade oder auch Fruchtsaftkonzentraten wieder. Aber eigentlich wird Aktivkohle vor allem in der Medizin eingesetzt. Denn Aktivkohle ist dank einer ziemlich porösen Oberflächenstruktur in der Lage, große Mengen Wasser zu binden.
"Ein Gramm Kohle hat deshalb eine Gesamtfläche, also mit allen Vertiefungen und Verschachtelungen innen drin, von bis zu 300 Quadratmetern."
Kohletabletten werden deshalb unter anderem bei Durchfall verschrieben oder wenn jemand etwas Giftiges geschluckt hat. Aber auch in Kosmetikprodukten befindet sich immer häufiger Aktivkohle. Zum Beispiel da, wo es darum geht, die Kopfhaut zu entfetten oder die Haut zu reinigen. Denn bei Pickeln und Mitessern können diese Kohleprodukte durchaus helfen.
Verzehr eher in Maßen als in Massen
Weil Aktivkohle aber eben wirklich viel Wasser binden kann, sollte sie nicht zu häufig angewendet werden. Denn dann besteht die Gefahr, dass die Haut austrocknet. Außerdem warnt die Stiftung Ökotest, dass einige Gesichtsmasken mit Aktivkohle auch krebserregende Substanzen enthalten. Es gibt auch Produkte, bei denen Aktivkohle zwar optisch vielleicht interessant, aber nicht sinnvoll ist, wie zum Beispiel in Zahnpasta. Da besteht sogar die Gefahr, dass die zugesetzte Aktivkohle die Wirksamkeit von Fluorid beeinträchtigt. Außerdem können die Kohlepartikel den Zahnschmelz abschmirgeln, denn sie wirken wie feines Schmirgelpapier. Weißer macht das die Zähne nicht.
Aktivkohle in Nahrungsmitteln kann übrigens auch ein nicht-intendierte Wirkung haben. Detoxen mit Aktivkohle zum Beispiel ist keine gute Idee. Denn die Kohle bindet nicht nur Wasser, sondern auch alles, was darin gelöst ist – also Vitamine, Mineralstoffe oder auch Medikamente. Und das kann dazu führen, dass zum Beispiel die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigt wird.
"Auch ein Teil der Vitamine und Mineralstoffe bleiben an der Aktivkohle haften, genauso wie auch Medikamente oder Rückstände von Medikamenten."
Das gilt aber eher für den Fall, dass jemand auf eine Detox-Kur zum Beispiel mit Aktivkohle-Smoothies setzt und täglich größere Mengen zu sich nimmt. Mal ein schwarzes Eis oder einen Burger mit Aktivkohlebrötchen essen ist völlig OK.