Bunte Bowls voller Gemüse, Pizzen mit zentimeterlangen Käsefäden oder hübsche Kuchen mit glänzendem Schokoladenguss. Auch Foodbloggerinnen beschäftigen sich oft mit Essen, posten Rezepte. Einige erklären auch, wie man sich gesund ernähren oder wie man abnehmen kann. Die Ernährungswissenschaftlerin Eva-Maria Endres erklärt, welchen Einfluss das auf unsere Ernährung hat.
Studien zeigen, dass Menschen stärker auf Essensbilder im Netz reagieren als auf andere Fotos. Eva-Maria Endres erinnert sich zum Beispiel an einen Versuch mit Studierenden, in dem zwei Gruppen gebildet wurden. Die eine Gruppe bekam zwei Wochen lang Essensbilder gezeigt, die andere Gruppe bekam Bilder präsentiert, die nichts mit Essen zu tun hatten. Die Gruppe mit den Foodporn-Bildern hatte ihre Kalorienaufnahme um etwa 300 Kalorien am Tag erhöht. "Scheinbar hat das einen Einfluss auf unseren Appetit", sagt Endres.
"Grundsätzlich ist es so, dass die Bilder unseren Speichelfluss anregen und unseren Appetit erhöhen."
Unser Hirn könne gar nicht wirklich unterscheiden, ob wir wirkliches Essen oder nur eine digitale Abbildung von Essen sehen. So können Fotos von Essen auch den umgekehrten Effekt haben: Studien, die untersuchen, was passiert, wenn wir uns gesunde Lebensmittel und Gerichte anschauen zeigen, dass auch das beeinflussen kann. Endres sagt: "Die Leute fühlen sich dann eher angeregt gesunde Lebensmittel zu essen, wenn sie sich solche Bilder anschauen."
Ernährungstipps von Bloggern sind nicht zwingend gut recherchiert
Im Bereich Ernährung gibt es inzwischen aber auch viele Bloggerinnen, die Empfehlungen geben, wie wir uns möglichst gesund ernähren oder wie wir Gewicht verlieren können. Eva-Maria Endres findet das problematisch, weil diese Informationen manchmal einfach falsch und nicht gut genug recherchiert seien. Die Ernährungswissenschaftlerin findet, dass oft nicht gut unterschieden wird zwischen der persönlichen Meinung einer Bloggerin oder eines Bloggers und einer wissenschaftlichen Aussage, die sich auf alle oder zumindest viele übertragen lässt.
"Eine Sperre kann leicht umgangen werden und hat dann nicht so viele Effekte."
Instagram hat gerade Schlagzeilen mit der Ankündigung gemacht, das Posts zu Abnehm- und Schönheitsprodukten den Unter-18-Jährigen nicht mehr angezeigt werden sollen. Die Ernährungswissenschaftlerin Endres findet solche Beschränkungen wenig sinnvoll. Ihrer Meinung nach wäre es besser, zusammen mit Food- und Fitnessbloggern an Qualitätsstandards zu arbeiten, die sichern, dass die Posts mehr Gehalt haben: "Um einfach zu gucken, welche Inhalte kann ich posten, wo finde ich vernünftige Quellen, wie kann ich meine Informationen gut absichern."
Eva-Maria Endres sagt, unser Verhältnis zu Essen und Ernährung hat sich verändert. Früher sei es darum gegangen, zusammen an einem Tisch zu sitzen, satt zu werden und einigermaßen gesund zu bleiben. Heute würden uns die Nahrungsmittelvielfalt und der Überfluss an Essen teilweise überfordern. Die Suche nach Vorbildern oder nach Hilfe und Orientierung in diesem Überfluss, führe dazu, dass sich Menschen auf Tipps und Ernährungstrends stürzen – um einen Ankerpunkt zu haben.