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Bei einem Flugzeugabsturz in Russland soll der Chef der Söldner-Gruppe Wagner Jewgeni Prigoschin gestorben sein. Nicht nur in Russland wird über die Gründe für den Absturz spekuliert. Unklar sind auch die Folgen.

Ob Jewgeni Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, an Bord des Privatjets war und beim Absturz ums Leben gekommen ist, steht abschließend nicht fest. Aber vieles deutet darauf hin.

Unter anderem veröffentlichte die russische Luftfahrtbehörde die Passagierliste des abgestürzten Flugzeugs. Darauf stehen Jewgeni Prigoschin und Dmitri Utkin. Utkin gehört ebenfalls zur Führung der Wagner-Gruppe und gilt als enger Gefährte von Prigoschin, so unser Korrespondent für Polen und Ukraine, Peter Sawicki.

Peter Sawicki, unser Korrespondent für Polen und die Ukraine. Das ganze Gespräch hier im Audio.
"Der Wagner-nahe Telegram-Kanal 'Grey Zone' hat den Tod von Prigoschin mit als erstes verkündet."

Hinweise auf den Tod Prigoschins lieferte auch die Telegram-Gruppe "Grey Zone", die von der Wagner-Gruppe genutzt wird. In dem Kanal wurde der Tod von Prigoschin verkündet, so Peter Sawicki. Der Söldner-Chef wurde als Held und Patriot gefeiert.

Viele Kommentatoren vermuten Putin hinter dem Absturz

Fast alle Kommentatoren gingen davon aus, dass – falls Prigoschin wirklich tot ist – Russlands Präsident Wladimir Putin hinter dem Absturz stecke. Ende Juni waren Söldner der Wagner-Gruppe auf Moskau marschiert. Der Machtkampf zwischen der Wagner-Gruppe, Wladimir Putin und der russischen Armee war schnell beendet. Doch damals schon stellten sich viele die Frage, ob sich Putin für diesen Aufstand rächen werde.

Auch in der Telegram-Gruppe "Grey Zone" wurde der Vorwurf geäußert, der Privatjet sei von der russischen Flugabwehr abgeschossen worden. Ob es ein Abschuss war oder ob es eine Explosion an Bord gab, auch das ist noch unklar. Ein Video des Absturzes soll Hinweise für eine Explosion liefern.

Unfall, Anschlag oder Inszenierung - es wird viel spekuliert

Auch in Russland gibt es jede Menge wilder Spekulationen über den Absturz der Maschine, so unsere Korrespondentin in Moskau Christina Nagel. Vor allem in den sozialen Netzwerken werde über die Hintergründe diskutiert.

Auch hier gibt es Vermutungen, es sei eine Racheakt gewesen. Ebenso gibt es Stimmen, die eine Inszenierung für möglich halten, so Christina Nagel. Prigoschin könne versuchen, seinen Tod vorzutäuschen, um abzutauchen. Diese Erklärung wird befeuert durch ein zweites Flugzeug, das auch unterwegs war und sicher in Moskau gelandet war. Über diese zweite Maschine gibt es bislang keine Informationen.

"Im Moment sind das alles Spekulationen."
Christina Nagel, unsere Korrespondentin in Moskau

Falls das Flugzeug absichtlich zu Boden gebracht wurde, ist offen, ob Präsident Putin selbst den Auftrag gab. Die Möglichkeit bestehe auch, dass es zum Beispiel aus dem Militär heraus den Plan gab, Prigoschin zu ermorden. Es gibt ganz viele offene Fragen, so Christina Nagel. "Nichts davon kann man wirklich in irgendeiner Form belegen." Auf russischer Seite wurde zwar ein Ermittlungskomitee eingerichtet. Doch wie glaubwürdig die Ergebnisse sind, ist fraglich.

Offen bleibt auch, was mit den zehntausenden Söldnern der Wagner-Gruppe passiert. Einige von ihnen sind in Belarus, andere in der russischen Armee. Wiederum andere sind in Mosambik, Mali oder anderen Staaten Afrikas. Das Kalkül von Präsident Putin könnte sein, dass die Wagner-Gruppe ohne Prigoschin in dieser Form nicht weiter existieren kann, so Peter Sawicki.

"Putin dürfte darauf setzen, dass ohne die Führung von Prigoschin die Wagner-Gruppe so gar nicht mehr weiter existieren kann."
Peter Sawicki, unser Korrespondent für Polen und die Ukraine

Was genau mit der Söldner-Truppe passiert, sei unklar, so Christina Nagel. Die Gruppe sei durchaus hierarchisch organisiert. "Es gibt immer noch Kommandeure, die etwas zu sagen haben." Es könnte sein, dass das russische Verteidigungsministerium versuche, sie anzuwerben. Außerdem bleibe die Frage, wer das Kommando nach Prigoschin übernehmen könnte.

"Was ist mit den Verträgen, die Prigoschin mit afrikanischen Staaten hatte? Da wird, glaube ich, der russische Staat reingehen."
Christina Nagel, unsere Korrespondentin in Moskau

Offen ist auch, was mit den einzelnen Wagner-Einheiten in den verschiedenen afrikanischen Staaten passiert. Es gibt kleinere Gruppen mit Ausbildern bis hin zu größeren Truppen mit mehreren hundert Söldnern. Prigoschin hatte Verträge mit einzelnen Ländern geschlossen. Christina Nagel vermutet, dass Russland versuchen wird, diese Verträge zu übernehmen. Aber auch das bleibt erstmal eine Vermutung.

Shownotes
Flugzeugabsturz in Russland
Wagner-Chef Prigoschin offenbar tot
vom 24. August 2023