Bei Flugüberbuchungen werden in der Regel Freiwillige gefunden, die nicht mitfliegen. Falls nicht, führt das manchmal zu rabiaten Methoden. So wie jetzt bei United Airlines.
Ein Video hat die Runde gemacht, in dem zu sehen ist, wie ein Mann ziemlich brutal aus einem Flugzeug gezerrt wird. Der Flug war überbucht, und die Airline hat keinen Freiwilligen gefunden, der einen anderen Flug nimmt. Die Fluglinie United Airlines bekommt dafür zurzeit einen heftigen Shit Storm.
Warum Airlines mehr Tickets verkaufen als das Flugzeug Plätze hat
Dass Flüge überbucht werden, kommt häufig vor. Vor allem die teureren Airlines machen das. Denn: Sie bieten flexible Tickets an. Das heißt, dass der Passagier den Flug nicht antreten muss und dann das Geld zurückbekommt. Oder er kann damit den einen oder auch einen anderen Flug antreten.
Das wiederum bedeutet für die Airlines, dass sie zu wenige zahlende Fluggäste an Bord haben können, weil Passagiere nicht aufgetaucht sind. Nun ist das Ziel von Airlines, immer möglichst komplett ausgebucht zu fliegen. Deshalb überbuchen sie Flüge in dem Wissen, dass sowieso einige den Flug nicht antreten.
"Im besten Fall kriegen die Passagiere von der Überbuchung nichts mit."
Luftfahrexperte Cord Schellenberg sagt, das System würde in der Regel gut funktionieren. Die Fluglinien hätten viele Jahre Erfahrung, zu welchen Tages-, Wochen- und Jahreszeiten wie viele Gäste den Flug nicht antreten, sodass sie gut steuern können, wie sehr der Flug überbucht wird. Manchmal geht das nicht auf - und es wollen mehr Passagiere fliegen als das Flugzeug Sitzplätze hat.
Bei Billigfliegern gibt es Überbuchungen übrigens seltener. Das liegt daran, dass sie weniger flexible Tickets verkaufen. Das heißt: Ein Passagier zahlt für das Ticket - egal, ob er tatsächlich mitfliegt oder nicht. Das Flugzeug ist zwar dann nicht voll, aber die Airline hat ihr Geld.
Entschädigungen sind ein Muss
Gästen, die wegen Überbuchung nicht befördert werden können, wird in der Regel eine Entschädigung und ein Alternativflug angeboten, eventuell kombiniert mit anderen Verkehrsmitteln und einer Hotelübernachtung.
Fluglinien können das intelligent und weniger intelligent regeln, sagt Cord Schellenberg. Sinnvoll sei es zum Beispiel, möglichst frühzeitig Personen zu finden, die mit einem anderen Flug fliegen. So könnte man auch Szenen verhindern, wie sie sich jetzt bei United Airlines zugetragen haben.
"Entschädigungen, zum Beispiel in Form von Bargeld, funktionieren eigentlich immer recht gut."
Cord Schellenberg ist einmal von Los Angeles nach Zürich geflogen. Auch dieser Flug war überbucht, und den Passagieren hat man 1200 Euro Entschädigung für einen Flug am nächsten Tag angeboten. Dieses Geld würde nach der Landung in Zürich in bar ausbezahlt. "Es war völlig klar, warum das so gemacht wurde", sagt Schellenberg, "damit die Geschäftsleute das in die Tasche stecken konnte und das Geld nicht aufs Firmenkonto geht. Solche Sachen funktionieren eigentlich immer recht gut."
Was gar nicht geht, ist das, was United Airlines jetzt gemacht hat, sagt Schellenberg. Er versteht auch nicht, warum man überhaupt so viele Passagiere an Bord gelassen hat, wenn klar war, dass nicht alle befördert werden können.