Immer, wenn sich unser Reporter Dominik Schottner mit Omar aus Syrien trifft, sprechen sie auch über Fußball. Nur zusammen im Stadion waren die beiden noch nicht. Bis jetzt.
Das Stadion "Alte Försterei" ist ausverkauft. 22.000 Zuschauer sind zum Zweitligaspiel Union Berlin gegen Greuther Fürth gekommen. Es spielt der Vierte gegen den Letzten der Liga. Für Omar ist es eine besondere Partie: Es ist sein erster Stadionbesuch außerhalb seiner Heimat Syrien, aus der er vor zwei Jahren nach Deutschland floh.
"In Syrien dauert die Einlasskontrolle sehr lange, und es gibt viele Polizisten. Wir brauchen normalerweise eine halbe Stunde."
Fußball spielt in Syrien dieselbe Rolle wie in Deutschland: Er ist Volkssport. Als noch kein Krieg war, ist Omar oft ins Stadion gegangen. In Damaskus war Omar Fan von des Vereiens "Al-Wahda", die den Spitznamen "die Orangenen Damaszener" tragen. Mit der Mannschaft war es ein bisschen wie mit Union Berlin: Kult, aber nicht immer erfolgreich.
Omar ist auch Fan der syrischen Nationalmannschaft, obwohl er weiß, dass sie sich vor den Karren von Assads Regime spannen lässt. Obwohl die Heimspiele der syrischen Nationalmannschaft wegen des Kriegs in Malaysia ausgetragen wurden, hätte sich Syrien fast für die Fußball-WM 2018 in Russland qualifiziert.
Dass Berlin in Führung liegt gegen Fürth, gefällt Omar: "Mein Herz fliegt, ich bin glücklich". Und einen Lieblingsspieler hat er auch schon: Christopher Trimmel, Abwehrspieler bei Union. "Ich mag seinen Stil und Position und sein Movement", sagt Omar.
Omar hat Spaß am Spiel, und vielleicht vergisst er sogar für einen Moment, dass es in Sachen Job für ihn hier in Deutschland immer noch nicht so läuft: ohne Sprachzeugnis kein Praktikum, ohne Praktikum keine Ausbildung.
Dominik verliert die Wette
Von Union Berlin haben Omar und Dominik zwei Karten für die Pressetribüne bekommen. Hier gibt es Steckdosen für die Laptops der Journalisten. Für Omar bedeuten die Steckdosen aber viel mehr – sie sind ein Symbol: Dafür, dass in Deutschland an alles gedacht werde. "Hier ist Deutschland. Sie vergessen nichts", sagt Omar.
"Durch all das Schauen haben wir fast nichts von der zweiten Halbzeit mitbekommen. Union gewinnt am Ende 3:1 und Omar die Wette. Ich schulde ihm jetzt einen Union-Schal."
Das Flüchtlingstagebuch von Omar: Hier gibt es alle Folgen.