Omar ist vor gut drei Monaten in Deutschland angekommen. Seither hat er kein Buch mehr gelesen und sein Kopf fühlt sich an wie eingerostet. Außerdem braucht er Geld. Er will so gerne Arbeiten. Aber das geht nicht so einfach.
Die Stimmung dieses Treffens ist düster. Nicht so, wie bei den anderen Treffen. Omar ist bedrückt und sieht auch nicht gut aus. Seine Haut wirkt etwas gelblich, seine Augen stumpf und er hat abgenommen. Omar erzählt uns, dass er nachts schlecht schläft - weil er sich Sorgen um seine Familie macht. Seine Eltern leben noch in Syrien, in der Nähe der Hauptstadt Damaskus, seine Schwester ist nach der Flucht aus Syrien in der Türkei und sein älterer Bruder Mahmud ist - wie er - in Deutschland, lebt aber in einem Heim zwischen Leipzig und Dresden.
"Petrol in Germany is very expensive."
Omar würde seinen Bruder gerne treffen. Sie sind seit drei Monaten in Deutschland, dürfen sich also frei bewegen. Aber um zu ihm zu fahren, fehlt dem 29-Jährigen Geld. Darunter leidet er sehr. Als wir ihm sagen, dass wir das hinkriegen, lächelt er. Das erste Mal an diesem Tag.
Omar will arbeiten - sofort
Die finanziellen Einschränkungen belasten Omar. Er und sein Bruder müssen auch noch dafür sorgen, dass die Eltern in Syrien Geld bekommen. Für Miete, Heizöl und Essen. Denn in ihrem alten Haus können sie nicht mehr leben - das ist unbewohnbar. Omar erzählt uns, dass er arbeiten will. Sofort. Aber legal. Nicht schwarz. Darauf legt er Wert.
"I need any job. To get that money. But in front of government, not secret."
Schon mehrfach hat er versucht, einen Job zu finden, aber das klappt nicht so leicht. Wegen der Behörden... Aber auch wegen seines schlechten Deutschs. Unterhaltungen mit Omar finden auf Englisch statt - oder auf Arabisch, dann aber über eine Übersetzer-App. In Syrien hat Omar Arabisch und Geige studiert. Das war in einem anderen Leben.
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