Unser Autor Nail Al Saidi ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, seine Verwandten im Irak kennt er nur von Facebook. Dann kommt die große Flüchtlingswelle nach Deutschland - und mit ihr sieben neue Al Saidis.
Eigentlich wollte DRadio-Wissen-Autor Nail Al Saidi schon längst mal in den Irak reisen. Um die Verwandten seines Vaters Hassan kennenzulernen, der vor 53 Jahren nach Deutschland kam und dort Helga heiratete - Nails Mama. Doch die schwierige Sicherheitslage macht Nail immer wieder einen Strich durch seine Reisepläne. Seine Verwandten aus dem Irak lernt er trotzdem kennen.
Ein Anruf aus Bagdad
Ende 2015 bekommt Nails Vater einen Anruf von seinem Bruder aus Bagdad: Ein Teil der irakischen Verwandtschaft ist eben in Kassel gelandet. Nails Papa rechnet mit einem Ehepaar mit ein, vielleicht zwei Kindern. Tatsächlich bekommt die kleine Familie von Nail jedoch deutlich größeren Zuwachs: Nails Cousin Fouad, seine Frau Zahra und ihre fünf Kinder. Insgesamt sieben neue Al Saidis.
"Nicht dass da irgendwelche Flüchtlinge kommen, irgendwelche Iraker. Das sind plötzlich Verwandte!"
Eine Situation, die vor allem für Nails Vater einiges verändert. Bislang war er der einzige Iraker aus der Familie, der in Deutschland lebt - und damit immer eher der Außenseiter. Jetzt ist er auf einmal der Patriarch. Der, von dem die Neuankömmlinge erwarten, dass er weiß und sagt, wo es lang geht in diesem neuen, unbekannten Land.
"Ob die Weihnachten feiern? Die sind ja Muslime!"
Doch nicht nur für die Al Saidis aus Bagdad ist die Ankunft in Deutschland eine große Herausforderung. Auch für die Al Saidis aus Sprockhövel stellen sich viele Fragen: Wie sollen wir Verwandte begrüßen, die wir noch nie gesehen haben - gleich umarmen? Oder lieber erst mal nur die Hand geben?
Freuen sich die irakischen Al Saidis über eine Einladung zum gemeinsamen Weihnachtsessen? Und wenn ja - was wird dann aus dem traditionellen Schuss Sherry im Putengulasch?
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